Kids dürfen länger zur Schule

Ab kommendem Schuljahr werden 25 weitere Grundschulen Halbtagsbetreuung anbieten. Kinder können dort vor und nach dem Unterricht bleiben. Schulsenator Böger will Ganztagsschule für alle

von TILMAN STEFFEN

Für Schulsenator Klaus Böger (SPD) ist die so genannte verlässliche Halbtagsbetreuung im kommenden Schuljahr bereits „in trockenen Tüchern“. Die Zahl der Grundschulen, an denen Kinder bis zum frühen Nachmittag betreut werden können, soll ab September „deutlich erhöht“ werden. Gedacht sei an 25 weitere Grundschulen, erklärte Bögers Sprecher Thomas John. Bisher war die Halbtagsbetreuung nur an 45 Einrichtungen möglich, etwa zwei Drittel davon liegen im Westteil der Stadt.

Der Grünen-Bildungsexperte Özcan Mutlu begrüßt die Erweiterung: Wenn die Eltern ihrer Sozialisationsaufgabe nicht mehr im erforderlichen Maße nachkommen könnten, sei die verlässliche Halbtagsschule eine gute Sache. Auch bei Unterrichtsausfall blieben die Schüler dann nicht sich selbst überlassen. Mutlu hofft auf 60 zusätzliche Lehrerstellen. Die dafür benötigten Gelder waren gestern Bestandteil der Tagesordung des Hauptausschusses. Noch vor der Sommerpause soll das Abgeordnetenhaus zustimmen.

Das bisher im Versuch erprobte Konzept soll nun zum Grundmodell der Schülerbetreuung werden. Die verlässliche Halbtagsbetreuung müsste eigentlich „familienfreundliche Halbtagsbetreuung“ heißen, meint John. Zwischen 7 und 7.45 Uhr beginnt der Betrieb in den Halbtagsschulen, zwischen 13.30 und 15 Uhr müssen Eltern ihre Sprösslinge wieder abholen.

Väter und Mütter, deren Kinder bisher nach Unterrichtsschluss in eine Kindertagesstätte zur Nachmittagsbetreuung wechselten, können möglicherweise sogar sparen: Die zusätzliche Betreuungszeit finanziert das Land. Lediglich das Mittagessen müssen Eltern zahlen – wenn es eines gibt. Denn eine warme Mahlzeit ist an Halbtagsschulen derzeit die Ausnahme.

Auch der Ablauf des Schultages ist flexibler geworden: Viele Schulen sind dazu übergegangen, Unterrichtsblöcke von 90 Minuten zu bilden, die von verlängerten Pausen und einem gemeinsamen Frühstück unterbrochen werden. Die Zeit außerhalb des Unterrichts verbringen die Schüler in Arbeitsgemeinschaften oder erledigen zusätzliche Schulaufgaben.

Bögers Fernziel ist die Ganztagsschule für ganz Berlin. Im Ostteil der Stadt ist der Schulhort auch heute noch weit verbreitet, baldigst soll Vollzeit-Schülerbetreuung auch im Westteil möglich sein.

Sicher seien für das kommende Schuljahr bereits 60 Lehrerstellen für die zusätzlichen Aufgaben bei der Integration behinderter Schüler in die Klassen der Oberschulen, so John. Auch werde es wie bisher eine ausreichende Personalreserve für den Ersatz erkrankter Lehrer geben.