Danke für die Anteilnahme

Ein bisschen beklommen war mir am Sonnabend schon, als die Geschichte meiner Krebserkrankung im taz.mag erschien: Meine Frau kannte den Text nicht, meine Söhne, überhaupt meine Verwandten ebenfalls nicht. Ihre Anerkennung nach der Lektüre hat mich sehr bewegt: dass ich in ihren Herzen einen solch festen Platz habe, war mir vorher nicht klar.

Umso mehr konnte ich die Silberne Hochzeit mit meiner Frau am Sonntag genießen: Mein Bruder brachte selbst gekelterten Wein aus Italien mit, Freunde hatten gekocht und das wunderbare kalte Buffet am Nachmittag möglich gemacht.

Abends gingen wir dann noch essen, Lammschlegel für die Fleischesser, Semmelknödel mit Pilzen für Vegetarier wie mich. Es war vielleicht das schönste Fest der letzten Jahre – auch weil ich nicht weiß, ob es eines für mich wieder geben wird.

Viele, viele Mails haben mich über die Redaktion erreicht. Ich möchte mich bei ausnahmslos allen bedanken, die mir gute Besserung gewünscht haben, die mir manchmal auch Tipps und Adressen weitergeleitet haben von Ärzten, die sich mit Krebs auskennen. Es war und ist ein kleiner Trost, Geschichten von Menschen zu hören, die wie ich versuchen, im Sinnlosen einen Sinn zu erkennen. Vielleicht ist es für mich an der Zeit, das Wort Schicksal neu zu bedenken.

Mittwoch waren meine Frau und ich in der Krebsklinik für neue Untersuchungen. Die Frage einer weiteren Chemotherapie ist aktuell. Lehnte ich sie ab, käme es mir so vor, als würde ich mit einem Floß bei schönem Wetter auf das Meer gehen wollen.

Man weiß, dass es auch schlechtes Wetter geben wird, auch wenn es momentan nicht danach aussieht. Ich weiß nur, dass mein Zustand durch diese ätzende Chemie eher schlechter wird. Ohne sie, sagen die Ärzte, ist das Risiko sehr groß, dass der Krebs meinen Körper wehrlos zerstört.

Ein Datum der Hoffnung gibt es für mich auf alle Fälle: Für den Morgen des 8. Juli ist der Möbelwagen bestellt, dann ziehen wir nach Potsdam um. Die Tage vorher wollen wir unsere Habseligkeiten packen. Ob wir dort ein neues Leben anfangen können? Seit dem Wochenende weiß ich, dass dies mit mir viele andere auch hoffen.

PETER TAUTFEST