Kritik an Professorenreform nimmt zu

Vier SPD-regierte Bundesländer wollen eine Arbeitsgruppe bilden, um das neue Universitätsdienstrecht zu retten

BERLIN taz ■ Vier Bundesländer haben vereinbart, eine Arbeitsgruppe zur Rettung des neuen Dienstrechts für Professoren zu bilden. Die vier WissenschaftsministerInnen befürchten, dass der von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) vorgelegte Entwurf für eine leistungsorientierte Bezahlung der Hochschullehrer einen ruinösen Wettbewerb um Professoren auslösen könnte. Das Pikante: Alle vier MinisterInnen stammen aus Ländern, die von Bulmahns Parteifreunden von der SPD regiert werden – darunter der Koordinator der SPD-Länder, Jürgen Zöllner (Rheinland-Pfalz).

Für ein Land wie Sachsen-Anhalt wäre die von Bulmahn vorgeschlagene Professorenentlohnung finanziell nicht tragbar, sagte Wissenschaftsstaatsekretär Wolfgang Eichler (SPD) gestern der taz. Laut Entwurf dürften die Bundesländer ihre Ausgaben für Hochschullehrer alljährlich um 2 Prozent steigern. Das bedeute für das kleine Land aber, dass sich die Ausgaben für Professoren in den nächsten Jahren drastisch erhöhten – um 25 Prozent und mehr. Außer den teuren Leistungsanreizen für Profs müssen die Ost-Länder die Osttarife an die des Westens angleichen. Tarifsteigerungen kommen noch hinzu.

Der Enwurf für ein neues Dienstrecht sieht vor, ab sofort junge Promovierte als Juniorprofessoren zu berufen und die anderen Professoren nach Leistung zu bezahlen. Im Zuge der Reform soll die Habilitation an Bedeutung verlieren; sie wird aber nicht abgeschafft. Eichler sagte, sein Land stehe hinter der Reform. Aber ohne eine Sonderregelung mache das neue Dienstrecht keinen Sinn für sein Land. Eichlers Minister, Gerd Harms, sowie die WissenschaftsministerInnen Zöllner, Gaby Behler (NRW) und Krista Sager (Hamburg) wollen den neuen Ländern Sonderrechte einräumen, weil sie „strukturbedingte Nachteile“ ausgleichen müssen. Sager sagte, „wir wollen den Wettbewerb, aber wir müssen verhindern, dass ein Wettbewerb um dauerhafte hohe Bezahlung entsteht“.

Heftige Kritik am geplanten Dienstrecht kommt nun auch vom wissenschaftlichen Nachwuchs. „Für Habilitierte oder solche, die mitten in der Habil stecken, ist vollkommen unklar, wohin die Reise geht“, sagte Mike Sandbothe, C 2-Professor an der Uni Jena und Sprecher der Initiative www.wissenschaftlichernachwuchs.de. Die Ini will Frau Bulmahn Ende Mai 2.500 Unterschriften einer Resolution übergeben. Die Jungforscher wollen wissen, welche Qualifikation gilt und welche Stellen ihnen offen stehen. CHRISTIAN FÜLLER