„Sprachlügen“ im Krieg

■ Politologe Krippendorf kritisiert Militärs

Der Politologe Ekkehart Krippendorff hat den Militärs im Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg „Sprachlügen“ vorgeworfen. Militärsprecher würden die Sprache verbiegen und damit die Wirklichkeit „verschleiern“ und „manipulieren“, sagte der Militärkritiker am Wochenende bei den „Römerberg-Gesprächen“ der Stadt Frankfurt und des Landes Hessen in Frankfurt. Krippendorff sagte, die jüngsten „Sprachlügen“ würden selbst dem bedeutendsten Sprachkritiker des Ersten Weltkrieges, dem Schriftsteller Karl Kraus, die Sprache verschlagen. Sie reichten von „ethnischen Säuberungen, diesem Euphemismus für Mord, Raub und Vertreibung“ bis zu den harmlos klingenden „Luftschlägen“. Inzwischen habe sich allerdings neben die „Instrumentalisierung der Sprache als Strategie der Machterhaltung“ das viel schlimmere „Verschwinden der Sprache“ aus der öffentlichen Diskussion geschoben. Statt dessen habe sich das „lebende Fernsehbild“ zunehmend zur „Autorität über die Sprache als Medium der Wahrheit erhoben“, beklagte Krippendorff. Der Fernsehbericht sei „geschichtslos“, er komme und gehe, sei für den normalen TV-Konsumenten nicht nachprüfbar und könne – anders als gedruckte Zeitungen – nicht ein zweites Mal gelesen und historisch verwendet werden. dpa