Mit neuer Energie in neue Märkte

■  Kampagne „Solar – na klar!“ gestartet: Herstellern und Handwerksbetrieben winken gute Geschäfte mit solarthermischen Anlagen. Bis zum Jahr 2010 soll die installierte Fläche von 3 auf 7 Mio Quadratmeter steigen

Die Sonnenenergie als kostenloses Medium für die Warmwasserbereitung und zur Unterstützung der Heizung zu nutzen, liegt voll im grünen Trend. Mit der bundesweiten Kampagne „Solar – na klar!“ sollen die Verbraucher zur verstärkten Nutzung von Solarwärme motiviert werden.

Maximilian Gege ist ein kühl rechnender Öko-Stratege. Der Chef des Arbeitskreises für Umweltbewußtes Management B.A.U.M. in Hamburg ist der Vordenker der „Solarkampagne 2000“. Für Unternehmer Gege steht fest: „Mit unserer Initiative werden wir neue Jobs schaffen und einen wirkungsvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Vor wenigen Wochen gab der Hanseat auf der Internationalen Leitmesse für Haus- und Gebäudetechnik (ISH) grünes Licht für die Kampagne „Solar – na klar“. Mit dieser Aktion sollen im Rahmen der von Gege bereits angeschobenen Solarkampagne 2000 in den nächsten drei Jahren 1,2 Millionen Quadratmeter zusätzliche Kollektorfläche geschaffen werden. Erstmals rühren private Organisationen wie B.A.U.M. und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSH) gemeinsam die Werbetrommel für die Installation von solarthermischen Anlagen. Die Kampagne hat nichts mit dem 100.000-Dächer-Programm der Bundesregierung zur Förderung von Solarstromanlagen zu tun. „Die Brauchwassererwärmung aus Sonnenkollektoren ist ein noch größerer Wachstumsmarkt“, glaubt Jens Wischmann, Sprecher des ZVSH in Sankt Augustin bei Bonn.

Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Solarthermie-Markt rasant entwickelt. Die Steigerungsraten lagen bei 25 Prozent im Jahresdurchschnitt. Im vorigen Jahr ließen sich Deutschlands Hausbesitzer fast 450.000 Quadratmeter Dachfläche mit Sonnenkollektoren zupflastern. Fakt ist: 800 Millionen Quadratmeter solargeeignete Dachflächen stehen hierzulande zur Verfügung. Es können nahezu 400mal soviel Kollektoren installiert werden wie bisher. Bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts soll die installierte Gesamtfläche von heute drei auf dann sieben Millionen Quadratmeter erhöht werden. „Das sind nur vorsichtige Schätzungen“, erklärt der „Pate“ des Aufbruchs ins solare Zeitalter, Maximilian Gege. Die Rechnung könnte aufgehen. Das Interesse der Bevölkerung und die Kaufbereitschaft für Solaranlagen, insbesondere bei solarthermischen Anlagen, haben stark zugenommen.

Mit der Kampagne wollen sonnenbegeisterte Unternehmer wie Gege nach bekanntem Greenpeace-Muster den Absatz von Solarwärmeanlagen massiv fördern. Nach Berechnungen aus der Hansestadt könnten in den kommenden Jahren – sprich bis 2010 – fast 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, wenn der „Solar – na klar“-Funke zündet. Kommt der Solarthermie-Markt so richtig in Schwung, dann hofft der ZVSH in den nächsten fünf Jahren auf ein Umsatzvolumen von vier Milliarden Mark – pro Jahr. Von diesem Höhenflug könnten etwa 56.000 Handwerksbetriebe mit rund einer halben Million Beschäftige profitieren. „Bisher sind erst 10.000 Betriebe im Solarthermie-Markt engagiert“, so ZVSH-Sprecher Wischmann.

Die Voraussetzungen für einen steilen Aufwärtstrend sind gut. Die Produkte stecken nicht mehr in den Kinderschuhen, sie sind ausgereift. Derzeit kostet eine thermische Solaranlage zwischen 1.500 und 2.000 Mark pro Quadratmeter. Übers Jahr gerechnet ergibt sich ein Solaranteil bei der Trinkwassererwärmung von etwa 60 Prozent. Solaranlagen, die auch die Raumheizung unterstützen, können bei gut gedämmten Häusern bis zu 25 Prozent des Gesamtwärmebedarfs für Trinkwasser und Heizung decken. Maximilian Gege ist optimistisch. In Deutschland müssen in den nächsten Jahren rund fünf Millionen Heizkessel erneuert werden. „Die Generation der Erben geht dabei mit einem veränderten Bewußtsein an die Sache heran“, glaubt der Hanseat. Der Trend gehe eindeutig zum „solaren Sanieren“, also zur Umrüstung inklusive Solaranlage.

Die rot-grüne Koalition will die solaren Dachboiler großzügig fördern. Rund 300 Millionen Mark sollen in den Ausbau der Solarthermie gepumpt werden, und zwar aus den Einnahmen der heftig umstrittenen Ökosteuer. Neben dem Bund unterstützen auch Bundesländer und Kommunen die Installation von Sonnenkollektoren. Michael Franken ‚/B‘Info-Hotline: (01 80) 5 00 18 71