Hoffnung auf die Unabhängigkeit

■ Der Chef der Polisario, Muhammad Abdelasis, wirbt in Spanien um Unterstützung bei der Volksabstimmung in der Westsahara

Madrid (taz) – Der Vorsitzende der Frente Polisario, Muhammad Abdelasis, versprühte Optimismus. „Weil uns mit Spanien starke historische und kulturelle Gemeinsamkeiten verbinden“, begründete der für die Unabhängigkeit der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara kämpfende Abdelasis am Mittwoch seinen Besuch in Madrid. Spaniens Regierung und Öffentlichkeit sollten besonders aufmerksam über die Vorbereitung der Volksabstimmung wachen, bei der es um Unabhängigkeit oder den weiteren Verbleib der Westsahara bei Marokko geht.

So sieht es ein im September von beiden Konfliktparteien auf Betreiben des UN-Sonderbeauftragten, dem ehemaligen US-Außenminister James Baker, unterzeichnetes Abkommen vor. Am 7. Dezember 1998 soll es soweit sein. „Wir selbst werden alle Anstrengungen unternehmen, um diesen Plan umzusetzen“, versicherte Abdelasis.

Bereits Anfang nächster Woche wird die Minurso, die UN-Mission in der Region, mit der Identifizierung der WählerInnen beginnen. Die Scheichs der einzelnen Stämme im Exil und in den marokkanisch besetzten Gebieten müssen jetzt bestimmen, wer zum sahraouischen Volk gehört. Vor knapp zwei Jahren scheiterte ein ähnlicher Versuch, weil Marokko nach der Besetzung zugezogene Menschen einschreiben lassen wollte.

Dieses Mal gesteht Abdelasis der marokkanischen Regierung einen „grundlegenden Wandel in ihrer Haltung“ zu. Eine gerade zu Ende gegangene einwöchige Versammlung der 120 Scheichs aus den besetzten Gebieten in der marokkanischen Hauptstadt Rabat macht ihn jedoch mißtrauisch. Neben Arbeitssitzungen mit dem marokkanischen Innenminister Driss Basri trafen sie sich mit Vertretern der wichtigsten Parteien und Gewerkschaften Marokkos – alle wie König Hassan II. fest davon überzeugt, daß die „Westsahara integraler Bestandteil Marokkos“ ist.

Im Januar beginnen die 550 Militärbeobachter, 800 Blauhelme und die 500 Mitglieder des technischen Stabs der Minurso mit der Rückführung der Flüchtlinge aus dem westalgerischen Tinduf. Die Polisario ist strikt darauf bedacht, die Flüchtlinge beisammen zu halten. Anstatt in ihre Herkunftsorte zurückzukehren, sollen sich die Menschen aus den Lagern zuerst einmal in jenen zwei der sieben UN-Zonen ansiedeln, die von der Guerilla als befreite Gebiete gehalten werden. König Hassan soll zwei Drittel seiner 200.000 Soldaten abziehen. Danach beginnt im November 1998 der Wahlkampf, gefolgt von der Abstimmung.

„Egal wie das Referendum ausgeht, wir werden das Ergebnis respektieren“, versichert Abdelasis. Er beschwert sich vor allem über zwei Ereignisse der jüngsten Zeit: die Einbeziehung der Westsahara in die marokkanischen Parlamentswahlen und die Ankündigung einer Rundreise von König Hassan II. im nächsten März, um acht Monate vor dem eigentlichen Wahlkampf die Stimmung in der Region für seine Position zu beeinflussen. Reiner Wandler