Es werde Licht...

■ Studentinnen gewannen mit ihrem Lichtobjekt Wettbewerb des Kultursenators und schlugen Designer und Architekten aus dem Rennen

Zwei Architektur-Studentinnen haben mit ihrem ungewöhnlichen Lichtkonzept den Wettbewerb des Senators für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport zum Thema „Mitten am Rand der Stadt“als jüngste Teilnehmerinnen gewonnen. Dabei sind die 25jährige Katrin Scheele und die 29jährige Astrid Schlamann gegen 60 Kandidaten, darunter auch gestandene Architekten, Lichtdesigner und Hochschulprofessoren, angetreten. „Wir waren selbst total überrascht“, sagt Katrin Scheele. Noch überraschender ist aber, daß das Lichtprojekt von der Stadt Bremen unter Aufsicht der beiden Frauen ab März nächsten Jahr verwirklicht wird. Die Kosten sollen um die 150.000 Mark liegen. Damit hatten die beiden Studentinnen auch eines der günstigsten Konzepte vorgelegt.

Vielleicht ist ihr Entwurf so gut gelungen, weil die Aufgabe eine Herausforderung war. Vier wenig benutzte Durchgänge vom Wall ins Zentrum sollen durch Licht heller und freundlicher werden. Scheele und Schlamann schauten sich die Orte gründlich an, bevor sie mit dem Entwurf begannen. „Wir haben erst eine Raumanalyse gemacht“, sagt Scheele. „Hohe Schlucht“nannten sie den Durchgang von der Materburg, „Trichter“den am Polizeipräsidium, „Nadelöhr“und „Tunnel“die zum Ostertors- und Herdentorswall.

Das Licht wird in Zukunft nicht nur Boden und Treppen beleuchten, sondern die vernachlässigten Durchgänge auch in die Umgebung einbinden. „Der Blick wird vom Licht geführt“, sagt Schlamann. Geplant sind bis zu 15m lange Alu-Schienen, die zum Teil an der Hauswand befestigt sind oder an Drahtseilen frei über dem Durchgang hängen. Die Lichtschienen ziehen sich unkonventionell diagonal die Häuserwände hoch, überkreuzen sich oder führen um eine Hausecke. So sollen Fußgänger in die Durchgänge hineingelockt werden.

Die beiden Studentinnen hoffen, daß trotz des neuen Lichtkonzeptes an den Durchgängen sonst nichts verändert wird. Ihnen gefällt die urbane Schönheit der eher tristen Orte, besonders die Graffitis an der Wand des „Nadelöhrs“am Ostertorswall. „Die Graffitis bedeuten doch: Dieser Ort ist angenommen worden“, sagt Scheele. Angst haben sie lediglich vor Vandalismus, dort, wo die Lichtschienen in Reichweite hängen. „In Berlin habe ich in einem U-Bahnhof mal Nazis erlebt, die eine Neonröhre nach der anderen zertreten haben“, erzählt Schlamann. Dagegen ist auch das schönste Lichtkonzept nicht gefeit.

Ein Preisgeld haben die beiden für den Gewinn nicht erhalten. „Nur den Ruhm“, sagt Scheele. Lediglich für den Auftrag der Stadt, das Projekt zu verwirklichen, bekommen die Frauen reguläre Bezahlung. Im Lebenslauf der Studentinnen, die bisher noch nie einen Architektur-Preis erhielten, ist der Gewinn des Wettbewerbes aber ungemein wichtig. „Es gibt einfach zu viele studierte Architekten“, sagt Schlamann. Der Preis hebt Schlamann, die gerade ihr Diplom macht, und auch Scheele ein wenig aus der Masse von werdenden Architekten heraus.

susa/Foto: Nikolai Wolff