Sanssouci
: Vorschlag

■ Machen immer genau das Richtige und wandern immer weiter: Pavement im Loft

Wowee Zowee, Leute, das ist ja Pavement! Konnten sich Stephen Malkmus (voc), Spiral Stairs (git), Mark Ibold (bass), Bob Nostanovich (perc) und Steve West (drums) von ihren vielen Nebenprojekten wie „Free Kitten“ (Mark) oder „Silver Jews“ (Stephen) trennen? Können sie jetzt die Blüten des indipendent Independent wieder auf die Spitze treiben? Auch wenn sie durch Titel und Bild einen hippieesken Eindruck verbreiten wollen – das sind sie nicht. Hier sind sie wieder, die meistgefeierten Jungen der Musikpresse. Pavement, die den untergehenden Glauben an gitarrespielende junge Männer-Bands gerade noch so herumreißen konnten – und tatsächlich vorzüglichste Verarbeitungen von schon Gehörtem machen. Das ist Slacker-Pop, der sich nicht um psychedelische Verzerrer bemühen muß, weil Pavement und Pavement-Musik nicht so ist, als ob sie fürchterlich viel Mühe, Anstrengung und Überwindung gekostet hätte, nicht so tut, als sei dies der kreative Ausflug, nach dem wieder Ruhe einkehren muß.

Stephen Malkmus überschreitet die Gender-Line, wenn er wie ein Mädchen singt und seine Stücke wie Fisherprice zusammenbaut. Pavement waren auch mal Grunge-Rock; mit ihren angespannten Stücken, die sich nicht so recht in poppige Wohligkeit auflösen wollen, wandern sie dennoch immer weiter Richtung Pop. Manchmal hört es sich einfach zu richtig an, um es wirklich genießen zu können. R.E.M. sind wenigstens kitschig mainstreamig, Nirvana waren ohrwurmlangweilig, aber Pavement? Auf dem Weg nach Sonic Youth treffen sie sich – beim Punk – mit den Beastie Boys, die das auch so gerne machen – zwischendurch ihre Gitarren krachen und Stimmen anschlagen zu lassen. Auf ihrer Platte Wowee Zowee lassen sie schräge Country-Strukturen mit End-Siebziger-Gitarren-Intro-Riffs zusammenlaufen. Manchmal zieht man den Kopf ein wenig ein und ist froh, wenn einen der Aufschwung des nächsten Stücks in die freundlich-lebenslustige Aura zieht. Schwierige Passagen werden mit Assimilationen zur Stimme von David Bowie, Nico, Alan Vega oder J. Mascis gelöst. Dekonstruiert und rekontextualisiert, machen Pavement genau das Richtige. Annette Weber

Heute, 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz 5, Schöneberg