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„Fußball-WM der Damen: Schweden–Deutschland“, Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD

Na, wird er gleich in bemühter Lässigkeit „Libera“ sagen? Sich in den Termini „Frauenmannschaft, äh -frauschaft, äh deutsches äh Team“ verheddern? Wird er gönnerhaft loben, daß das alles schon viel, viel besser geworden ist in den letzten Jahren bei den deutschen Fußballfrauen, mit der Physis und der Taktik und überhaupt? Wird er, wenn Sylvia Neid am Ball ist, vom „Matthäus des Frauenfußballs“ sprechen? Wird er wenigstens an das jüngste EM-Finale in Kaiserlautern erinnern und berichten, daß man sich das „also wirklich gut angucken konnte, ganz fein, wie die Frauen da gespielt haben“?

Pustekuchen. Dirk Schmitt reportiert das WM-Spiel zwischen Deutschland und Schweden in Helsingborg entnervend sachlich. Zu blöd! Jetzt ist der Frauenfußball tatsächlich schon soweit, daß man sich bei Fernsehberichten zu fast bester Sendezeit nicht mal mehr genüßlich an orientierungsloser Überheblichkeit männlicher Kommentatoren weiden kann.

Obzwar er nicht auf eine Reputation als Kommentator der ersten ARD-Riege verweisen kann (die ist gerade beim Tennis in Paris), steht Schmitt in seinen kleinen Info-Schlenkern über diese und jene Akteurin einer Reporter-Koryphäe wie Rolf Töpperwien (zur gleichen Zeit mit der Männerelf in Bulgarien) wenig nach. Herr Schmitt ist auch ordentlich parteiisch – das gehört sich so bei einem Länderspiel – und läßt einen bis kurz vor dem Ende glauben, die Überlegenheit der deutschen „Mannschaft“ (ein Extralob für souveräne und konsequente Wortwahl) werde belohnt. Daß die Schwedinnen noch 3:2 gewinnen, kann er plausibel als Verkettung unglücklicher Umstände darlegen. Auch Trainer Bisanz sagt später, gelassen lächelnd, einfach „schade“, wo Trainer Vogts in Sofia über eine ähnliche Niederlage mit verzerrter Miene tief „enttäuscht“ ist und ein „gerechtes Unentschieden“ fordert.

Apropos Gerechtigkeit: Herr Schmitt hat sich anläßlich eines deutschen Angriffs dann doch noch verplappert. [Göttin sei Dank! d.redin] „Uuunglaublich energisch, wie sie da den Ball führt, wie sie weiß, wo's langgeht.“ Nicht wahr, tief im Herzen wollen all diese Männer doch nicht begreifen, daß Frauen genauso gut wie Männer wissen, daß „Ball, rund, in Tor, eckig“ (jüngere Fußballweisheit) gehört. Katrin Weber-Clüver