Rüstungsbauer recyceln Autos

■ Ehemaliges ABM-Projekt bekommt industrielle Basis

Angefangen hat alles ganz klein: Da gab es eine Initiative, die finanzierte sich über ABM und recycelte am Hemelinger Hafendamm Schrottautos. Nach zwei Jahren soll das Projekt jetzt eine „industrielle Basis“ bekommen und künftig ganz seriös und viel größer neu aufgebaut werden. Und viele Hoffnungen schwingen dabei mit: Die Politiker, die Millionen zur Verfügung stellen, sehen Bremen auf dem Weg zum Zentrum des Autorecyclings und erwarten bis zu 300 Arbeitsplätze. Und die beteiligten Firmen sehen für die Zukunft ein lukratives Geschäft. Gestern stellten alle Beteiligten das „Auto-Wertstoff-Recycling“ der Presse vor.

Eine hochkarätige Arbeitsgemeinschaft ist da zusammengekommen. Generalunternehmer ist die Systemtechnik Nord, bislang noch zu 70 Prozent von Rüstungsaufträgen abhängig. Partnerin ist die Autoverwerter-Firma Erwin Meyer. Für die Qualitätskontrolle des recycelten Materials soll das Fraunhofer-Institut sorgen. Und das Institut für angewandte Systemtechnik wird den Aufbau der neuen Anlage technisch mitbetreuen. Und weil das Projekt auch eine Chance für Langzeitarbeitslose sein soll, ist das Arbeitsföderungs-Zentrum Bremen mit von der Partie.

Ein „mutiges Unternehmen“, meinte gestern Arbeitssenatorin Sabine Uhl, die betonte, daß fünf Beschäftigte des ehemaligen Projektes unbefristet übernommen werden sollen. Auch zwei Personen aus der Leitungsebene sollen weiterbeschäftigt werden. Für die anderen Mitarbeiter, die nicht übernommen werden, will Uhl „anderweitig Beschäftigung finden“.

Projektleiter Wolfgang Hars begründete das Engagement von STN damit, daß die Firma sich bemühe, den Prozentsatz der zivielen Produktion zu erhöhen. Nach der zweigeteilten Projektphase, in der eine Halle gebaut und Maschinen installiert werden, soll das Autorecycling Profit abwerfen. Für die Zeit des Aufbaus, die 15 Monate dauern soll, stehen insgesamt 12 Millionen Mark zur Verfügung. Davon sind vier Millionen öffentliche Gelder, die im Laufe der Projektphase noch einmal aufgestockt werden.

Der Markt ist riesig: In der Bundesrepublik fallen jährlich 500.000 Tonnen Schredder-Rückstände an, die derzeit noch als Hausmüll deponiert werden dürfen. Und auch, wenn mehrere Autohersteller bereits an eigenen Recyclingverfahren basteln, bleibt ein großer Markt für typenungebundes Recycling.

Wenn's dann richtig losgeht, so die Hoffnung, könnte die Bundesregierung auch das sogenannte „Kreislauf-Gesetz“ verabschiedet haben, das Autohersteller verpflichtet, eine Abgabe für die Beseitigung der Autowracks zu zahlen. Dann hätte Bremen mit einer funktionierenden Anlage gute Chancen in einem neuen Markt. Nicht nur elftausend Autos jährlich sollen dann recycelt werden, auch die Anlage selbst wäre, so die Hoffnung, gut zu vermarkten. „Die Anlage wollen wir in ganz Deutschland verkaufen“, wünschte sich gestern der Chef der Bremer SonderabfallberatungsgesellschafGünter Ecke. Und ganz nebenbei soll auch noch ein neues Berufsbild entstehen: Der Facharbeiter für Recycling.

hbk