Gute Eier

STANDARDS Wie die Hühner leben, die unsere Eier legen, ist amtlich festgelegt, man kann es an den Ziffern auf dem Ei erkennen. Doch was sind die Konsequenzen? Ist Bodenhaltung noch okay, oder muss es Demeter sein? Versuch einer Aufklärung ➤ Schwerpunkt SEITE 44,45

Ich bin extra schon ein paar Tage vor Ostern da. Nicht, dass es mir so geht wie voriges Jahr. Da waren die Eier im Biomarkt meines Vertrauens am Ostersamstag alle. Ich musste zum Discounter auf der anderen Straßenseite gehen und mich da durch die Bio-Eier-Reste wühlen. Irgendwie ließ schon das ramschige Ambiente mit den aufgerissenen Kartons und dem runtergekleckerten Eiweiß mich an Salmonellen denken. Was heißt schon bio im Supermarkt? Steht zwar drauf, aber wohl fühlte ich mich nicht. Die haben doch bestimmt Eier von Hühnern, die zwar Biofutter kriegen, aber sonst in genau derselben Legebatterie vegetieren wie ihre konventionell gehaltenen Artgenossen. Oder? Was regelt eigentlich das Biosiegel?

In diesem Jahr bin ich immerhin früher dran. Es ist noch alles da, in meinem Biomarkt. Sogar mehr als alles. Seit ein paar Wochen ist ein Sorte hinzugekommen: Danæg. Bio-Eier aus Dänemark. In einer grünen Verpackung. Weiße Eier, okay, das gibt Ärger zu Hause, da stehen die braunen hoch im Kurs, die sehen irgendwie natürlicher aus.

Aber wie kann es sein, dass die dänischen Eier exakt dasselbe kosten wie die, die ich sonst immer kaufe? In Dänemark ist doch alles unfassbar teuer, nicht nur das Bier und das Design, sondern auch die Arbeitskraft, Grund und Boden, Energie … Wie also können die Bio-Eier zum selben Preis wie die deutsche Konkurrenz herstellen? Die werden doch nicht die Hühner mehr quälen als die deutschen Hühnerbarone? Gelten in Dänemark eigentlich dieselben Bio-Regeln wie bei uns? Oder sind, weil in Dänemark alles so beschaulich und ruhig ist, die Hühner einfach produktiver als unter deutschem Stress?

Vielleicht muss ich mich mit solchen Fragen auch gar nicht beschäftigen. Vielleicht spricht einfach schon die Ökobilanz gegen die Eier aus dem Nachbarland. Andererseits – meine üblichen Eier kommen womöglich auch gar nicht aus der unmittelbaren Umgebung. Wenn die zum Beispiel aus Bayern kämen – der Name klingt ein wenig danach –, dann hätten sie ein Vielfaches der Autobahnkilometer mehr auf dem Buckel als die dänischen.

Ich habe sie einfach mal gekauft und gleich ein paar in die Pfanne gehauen: Zumindest für Spiegeleier eignen sie sich viel besser. Anders als bei meinen deutschen Öko-Eiern geht fast nie das Eigelb kaputt.  JAN KAHLCKE