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: Brandenburg im Derbyfieber

FUSSBALL Die Begegnung heute Abend zwischen SV Babelsberg 03 und Energie Cottbus im Brandenburger Pokal darf jetzt schon historisch genannt werden – es ist das erste Pflichtspiel überhaupt zwischen den beiden Teams

„Da liegt Geld auf dem Rasen“

COTTBUS-TRAINER STEFAN KRÄMER ZU DER PARTIE, BEI DER DER SIEGER BEREITS AM DFB-POKAL KRATZT

Wenn heute Abend im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion der SV Babelsberg 03 im Halbfinale des Brandenburger Pokals auf Energie Cottbus trifft, dann wird es ein historisches Ereignis werden. Immerhin ist es das erste Pflichtspiel überhaupt zwischen den ersten Mannschaften beider Vereine. Bereits seit Wochen grassiert in Brandenburg deswegen das Derbyfieber.

Die Brisanz der – von der Polizei als Risikospiel eingestuften – Partie liegt nicht nur in der räumlichen Nähe beider Vereine. Sie rührt auch und vor allem von der unterschiedlichen Ausrichtung der beiden Fanszenen her. Während Babelsbergs Anhang traditionell nach links tendiert, gibt es in der Cottbuser Kurve allen Bemühungen des Vereins zum Trotz noch immer einen Anteil rechtsoffener bis offen rechter Ultras und Hooligans.

Mit bis zu 6.000 Zuschauern rechnet man in Babelsberg, darunter etwa 1.500 Fans des FC Energie. Die meisten davon dürften allerdings an Fanrivalitäten deutlich weniger interessiert sein als am Geschehen auf dem Rasen selbst. Schließlich gilt der Sieger der Partie als haushoher Favorit für das kommende Pokalfinale, da beide möglichen Gegner, Fürstenwalde und Altlüdersdorf, lediglich in der Oberliga spielen. Dem Pokalsieger wiederum winken die Teilnahme am DFB-Pokal und damit Einnahmen in sechsstelliger Höhe. „Da liegt Geld auf dem Rasen“, benannte es kürzlich Cottbus-Trainer Stefan Krämer.

In Cottbus haben sich so langsam wohl auch die Optimisten von Hoffnungen auf den direkten Wiederaufstieg in Liga 2 verabschiedet. Zu groß ist der Rückstand auf die Führenden und zu schwer das Restprogramm. Der schwerste Brocken folgt mit Spitzenreiter Arminia Bielefeld bereits am Samstag. Rein sportlich dürfte das eine ganz andere Hausnummer werden als das heutige Pokalspiel.

Das weiß man auch in Babelsberg. „Cottbus ist absoluter Favorit in dem Spiel“, sagt Pressesprecher Thoralf Höntze. „Aber wir haben nichts zu verlieren.“

Das aber könnte die Trumpfkarte der Gastgeber sein, die in ihrem ersten Pokalheimspiel seit sechs Jahren ihr Publikum nicht enttäuschen wollen. Im Vergleich zum etwas grauen Ligaalltag in der Regionalliga Nordost ist die Partie gegen Cottbus ein echter Leckerbissen – und eine Möglichkeit, die unlängst eher durchwachsenen Leistungen mit zuletzt sechs Spielen ohne Sieg vergessen zu machen.

Für die Gastgeber könnte auch sprechen, dass bei den Gästen der Einsatz von vier Nationalspielern, die in der Länderspielpause unterwegs waren, zumindest fraglich ist. Das gilt insbesondere für Toptorjäger Tim Kleindienst, an dem unter anderem Bundesligist Mainz Interesse haben soll. Elf Tore hat der U-20-Nationalspieler in der laufenden Saison bereits erzielt. Babelsbergs bester Torschütze, Maximilian Zimmer, kommt auf gerade einmal sechs Treffer.

Überhaupt ist die Offensive das größte Problem der Babelsberger. Defensiv ist das Team das drittbeste der Liga, und deswegen dürfte der Abstieg in dieser Saison auch kein Thema mehr sein. Doch mit nur sechs Toren in den letzten acht Ligaspielen geht nach vorne einfach zu wenig. Im Pokal hingegen gab es bis jetzt immer mindestens drei Treffer. Sollte das gegen Cottbus wieder gelingen, könnte Babelsberg wohl schon mal für den DFB-Pokal planen. JAN TÖLVA