Fast jeder Fünfte billigt Gewalt

GESELLSCHAFT Etwa 10 Prozent der Bundesbürger denken durchweg rechts. Vorurteile gegen Frauen und Homosexuelle haben dagegen abgenommen

BERLIN taz | In Deutschland sind klassisch-rechtspopulistische Einstellungen zurückgegangen. Die Gefahr von rechts hat dadurch aber nicht abgenommen. Das ist eines der Ergebnisse der zehnjährigen Langzeitstudie „Deutsche Zustände“, deren abschließende Folge der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer am Montag in Berlin vorstellte. Rund 10 Prozent der Deutschen haben demnach eine durchwegs rechte Einstellung, bis zu 19 Prozent billigen die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele.

Die letzten zehn Jahre hätten zwar teilweise mehr Toleranz gegenüber Frauen oder sexuellen Minderheiten mit sich gebracht. Ökonomische Krise und eine „massive“ soziale Spaltung, so Heitmeyer, würden aber auch neue Gefahren bergen. In weiten Teilen der Bevölkerung mache sich ein Gefühl der Ohnmacht und ein sinkendes Vertrauen in die Demokratie breit. Auch die Diskriminierung von Arbeits- und Obdachlosen und anderer, die als ökonomisch „nutzlos“ angesehen werden, habe zugenommen. Besserverdienende reagierten auf die wirtschaftlichen Risiken mit einer rigiden Verteidigung ihrer Privilegien. Alle Studien zeigten zudem, dass eine Gesellschaft umso gewalttätiger werde, je größer die sozialen Ungleichheiten seien.

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