Afghanen unzufriedener

Nur noch 41 Prozent der Bevölkerung Afghanistans sind laut Umfrage für den Verbleib der US-Truppen im Land

KÖLN ap ■ Sechs Jahre nach dem Sturz der Taliban wächst in Afghanistan die Unzufriedenheit mit den dort stationierten ausländischen Truppen. Einer Umfrage der Sender ARD, ABC und BBC zufolge sind nur noch 41 Prozent der Afghanen dafür, dass die US-Truppen so lange im Land bleiben, bis die Sicherheitslage stabil ist. Vor zwei Jahren hätten sich noch zwei Drittel der Befragten dafür ausgesprochen, teilte der WDR gestern mit.

Gestiegen sei auch die Zustimmung zu Anschlägen gegen US-Militärs: Im Südwesten kletterte sie den Umfrageergebnissen zufolge von 7 auf 27 Prozent. Im Nordosten, wo auch die Bundeswehr im Einsatz ist, zeige inzwischen fast jeder Fünfte Sympathie für Gewalt gegen die Truppen der Nato-Schutztruppe Isaf.

„Diese Werte sind allerdings noch weit von der Situation im Irak entfernt“, sagte der WDR-Vizeauslandschef und Betreuer der Studie, Arnd Henze. Dort unterstützte nach einer vergleichbaren Umfrage sogar eine Mehrheit der Bevölkerung Anschläge auf fremde Truppen.

Insgesamt genieße Deutschland mit 70 Prozent ein hohes Ansehen in Afghanistan, und selbst für die USA konnten die Meinungsforscher Grundsympathiewerte von 66 Prozent ausmachen. Anders als im Irak stellten die Afghanen auch den Sturz der Taliban durch ausländische Truppen nicht grundsätzlich in Frage. Im Gegenteil: In vielen Gegenden würden die USA und ihre Verbündeten als zu schwach und zu wenig präsent im Kampf gegen die wiedererstarkten Taliban erlebt. Nur 4 Prozent der Befragten gaben an, eine Führung durch die Taliban oder eine Herrschaft regionaler Kriegsherren zu befürworten.