Die unterschätzten Nazi-Frauen

RECHTE Jeder fünfte Neonazi ist weiblich, Tendenz steigend. Doch Rechtsextremistinnen werden oft als Anhängsel der Männer verharmlost, auch die inhaftierte Beate Zschäpe

BERLIN taz | Die Zahl der Frauen und Mädchen, die sich der rechtsextremen Szene anschließen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Inzwischen ist nach Schätzungen von Experten etwa jeder fünfte Rechtsradikale in Deutschland weiblich – und viele von ihnen sind in „Kameradschaften“ aktiv.

Dennoch werden Neonazi-Frauen in der Öffentlichkeit immer noch häufig als eher unpolitische Anhängsel der männlichen Rechtsextremisten dargestellt – auch Beate Zschäpe, die derzeit wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an der Mordserie des Zwickauer Neonazi-Trios in Haft sitzt. So präsentierte die Bild-Zeitung die 36-Jährige in dieser Woche als „Nazi-Braut“, die in der Szene als „heißer Feger“ gegolten habe. Zschäpe werde „jetzt schon jegliche Verantwortung abgesprochen“, sagte Rena Kenzo vom „Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtextremismus“ der taz. In den Medien erscheine sie oft „als Mitläuferin oder Liebespartnerin der anderen beiden Täter“. Dabei hatte Zschäpe nach dem Tod der beiden Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt das Wohnhaus der drei in die Luft gesprengt und vorher lange im Untergrund gelebt. Ob sie direkt an den zehn Morden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ beteiligt war, müssen die Ermittlungen zeigen. Gestern wurde damit gerechnet, dass die in Köln inhaftierte Zschäpe über die Taten aussagt. Am Nachmittag hieß es, sie habe sich „bislang zum Tatvorwurf nicht geäußert“.

Möglicherweise hätte Zschäpe schon 2004 festgenommen werden können. Laut einem Szeneaussteiger wurde sie bei einer Feier in einem NPD-Haus in Niedersachsen gesehen. Weitere Verbindungen zur rechtsextremen Partei befeuern Forderungen nach einem NPD-Verbot.

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