Ein Problemlöser und Pragmatiker

Mike Mullen ist der neue US-Militärchef. Bei ihm zu Hause in Kalifornien gingen Stars ein und aus. Er war einer der ersten hohen Offiziere, der seine wöchentliche Botschaft als Podcast anbot FOTO: RTR

Er ist der Neue. Als Nachfolger von General Peter Pace ist er nun der Chef aller Stabschefs des US-Militärs und höchster Offizier des Pentagon. Damit ist Mike Mullen, 61, gleichzeitig der militärische Berater Nummer eins des US-Präsidenten und seines Verteidigungsministers. Er entscheidet nun, wie die Streitkräfte organisiert, trainiert und ausgerüstet werden. Ein Job, um den man ihn in Zeiten, in denen das US-Militär in zwei wenig erfolgreichen Kriegen involviert ist, nicht beneiden mag. Doch Mullen, der zuvor bei der Navy diente, gilt als Problemlöser und Pragamatiker. Er war, wie die Mehrheit der US-Militärs, gegen die von US-Präsident George W. Bush durchgesetzte Aufstockung der Truppen im Irak.

Es ist nicht bekannt, ob Admiral Mullen, der in Vietnam diente, seit seiner Vereidigung als US-Generalstabschef Ende September schlaflose Nächte hatte. Doch kaum hatte er während seiner öffentlichen Befragung im Senat gesagt, dass die Armee müde und unter extrem hoher Belastung stehe, „wie damals in Vietnam“, und es an politischem Druck auf die irakische Regierung mangele, warnte Bush die Menschheit vor „Weltkrieg III“, wenn die Iraner das Knowhow für die Atombombe erhielten. Das wurde zwar noch am gleichen Tag als „pure Rhetorik“ des Präsidenten entschärft, doch Mullen sah sich gezwungen, zu bestätigen, dass die USA trotz ihrer Belastungen militärisch zu einem Schlag gegen den Iran in der Lage seien. Wenn die Streitkräfte den Auftrag zu Bombenangriffen auf Atomanlagen oder andere Einrichtungen erhielten, dann hätten sie die Fähigkeit dazu, zitierten US-Medien den Admiral.

Vergangene Woche bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Generalstabschef vor zivilem Publikum in Washington betonte Mullen, dass er diplomatische Mittel, internationale Kooperation und die verstärkte Einbeziehung der Außenpolitik in die US-Strategie im Mittleren Osten eindeutig bevorzuge. „Militärische Optionen sollten auf dem Tisch bleiben, aber nur als allerletzte Möglichkeit.“

Wie er mit Medien und Menschen umgehen muß, dass hat Mullen schon mit der Muttermilch aufgesogen. Beide Eltern waren in der Filmindustrie Hollywoods beschäftigt. Früh bewies Mullen, dass er gut mit den „Jungs“ kann. Als der i-Pod populär wurde, war er einer der ersten im US-Militär, der seine wöchentliche Botschaft als Podcast anbot. Kommunikationsfähigkeiten wird er dringend benötigen. Sein Ziel ist es, die Truppenzahl im Irak so schnell wie möglich zu reduzieren, bei gleichzeitiger Anerkennung der Tatsache, dass der „globale Krieg gegen den Terror“ längst zu einem Langzeitunternehmen geworden ist.ADRIENNE WOLTERSDORF