Der unveränderliche Linke

Rüdiger Sagel, 52, trat am Dienstag der Linken bei und wird der erste Abgeordnete der Partei im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Der Münsteraner hatte zuvor die Grünen verlassen.

Er hat seinen selbsterklärten „offenen perspektivischen Prozess“ der Neuorientierung abgeschlossen: Vier Monate nach dem Austritt aus den Grünen erklärte der Münsteraner Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel am Dienstag seinen Eintritt in Die Linke. Und verschafft damit deren erst am Samstag offiziell gegründeten nordrhein-westfälischen Landesverband sein erstes Mandat im Düsseldorfer Parlament.

Aus seiner Sympathie für Die Linke hatte Sagel bereits bei seinem Abschied von den Grünen Mitte Juni nicht wirklich einen Hehl gemacht. Er habe jedoch erst abwarten wollen, wie sich die neue Partei an Rhein und Ruhr programmatisch aufstellt, sagte der 52-Jährige. Nach den Beschlüssen auf dem Landesparteitag vom Wochenende habe er nun seine Entscheidung gefällt. Die Linke trete „glaubwürdig für soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und eine solidarische Gesellschaft der Chancengleichheit ein“, schwärmt Sagel.

Damit hat der diplomierte Bergbauingenieur wieder eine Heimat gefunden, die er bei den Grünen verloren gesehen hatte. „Echte Linke sind bei den Grünen heimatlos geworden“, attestiert Sagel verbittert seiner alten Partei in seinem Austrittsschreiben. Sie habe sich mittlerweile von ihren gewaltfreien, sozialen, ökologischen und basisdemokratischen Wurzeln „so weit entfernt, dass ich weder Mitglied bleiben noch die Partei vertreten kann“.

Über die sozialen Bewegungen war der im westfälischen Lünen geborene Mitgründer des Ökologiezentrums Aachen vor achtzehn Jahren zu den Grünen gestoßen. Für sie saß das Ver.di- und Attac-Mitglied jahrelang im Münsteraner Stadtrat, dann ab 1998 im Landtag. Doch galt der eingefleischte Fan von Borussia Dortmund schon seit geraumer Zeit als isoliert – spätestens nachdem er im März dieses Jahres einsam den Rücktritt Reinhard Bütikofers gefordert hatte: „Wer ohne Not Polittaktik über einen Kriegseinsatz stellt, bei der Rente mit 67 rumeiert und den Kapitalismus der neuen grünen Marktwirtschaft als Chance sieht, sollte diese Partei nicht weiterführen“, verkündete Sagel seinerzeit.

Nun fordern seine früheren Parteifreunde Sagel auf, seinen Parlamentsjob abzugeben. Es sei „Betrug“, wenn er einer nicht gewählten Partei ein Landtagsmandat „zuschustert“, kritisierte der parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer Johannes Remmel. Die Grünen-Landeschefs Arndt Klocke und Daniela Schneckenburger bezeichneten Sagel als „linke Mogelpackung auf grünem Ticket“. Doch der so gescholtene Neu-Linke denkt nicht an Mandatsverzicht: „Ich habe meine politische Linie nicht verändert, und dafür bin ich auch gewählt worden.“

PASCAL BEUCKER