Alles Mullah, oder was?

ARABISCHE DEMOKRATIE Test in Tunesien: Bei der ersten freien Wahl seit Beginn der arabischen Revolution gewinnen Islamisten

TUNIS taz/dpa/afp | Nach den ersten freien Wahlen in Tunesien hat es am Dienstag kaum noch Zweifel an einem deutlichen Sieg der islamistischen Ennahda-Bewegung gegeben. Im Laufe des Tages veröffentlichte Ergebnisse aus einzelnen Wahlkreisen sahen die Partei von Rachid Ghannouchi nahezu ausnahmslos als stärkste politische Kraft. Ennahda-Wahlkampfleiter Abdelhamid Jelassi teilte mit, man habe nach eigener Zählung mehr als 30 Prozent aller Stimmen erhalten. Die Ennahda war unter dem im Januar gestürzten Herrscher Zine El Abidine Ben Ali verboten und ist in der Bevölkerung bis heute stark umstritten.

Die Wahlbeobachter der OSZE erklärten, es seien lediglich „kleinere Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden. Ausdrücklich lobten die Beobachter die Arbeit der Wahlkommission. Diese wollte das Ergebnis am Dienstagabend verkünden. Die gewählten Abgeordneten sollen eine neue Verfassung ausarbeiten und einen Präsidenten bestimmen, der dann den Chef einer Übergangsregierung ernennen soll.

Kritiker werfen der Ennahda Fundamentalismus vor und befürchten Einschränkungen bei Frauenrechten und Meinungsfreiheit, falls sie an die Regierung kommt. Die Ennahda selbst verglich sich im Wahlkampf mit der gemäßigten türkischen Regierungspartei AKP.

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