Luftschloss nimmt Gestalt an

UNI LÜNEBURG

Beton ist geduldig. Deshalb kann am Montag der Richtkranz über ein Gebäude gehängt werden, das die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriel Heinen-Kljajic in ihrer Zeit als grüne Oppositionspolitikerin noch als „Luftschloss“ bezeichnet hatte. Jetzt muss Heinen-Kljajic zum Festakt antreten und gute Miene zum teuren Spiel machen. Schlimmstenfalls 125 Millionen Euro könnte das zunächst auf rund 58 Millionen Euro veranschlagte Audimax der Universität Lüneburg kosten.

Immerhin erhalte die Leuphana ein „spektakuläres, anspruchsvolles Gebäude“, räumte Heinen-Kljajic wenige Tage vor dem Richtfest ein. Dafür steht der amerikanische Architekt Daniel Libeskind, der das gezackte Gebäude entworfen hat.

Das Projekt sorgte für reichlich Schlagzeilen: Es kam der Verdacht auf, bei der Vergabe der Aufträge sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen; die Baukosten explodierten; der Fertigstellungstermin wurde immer weiter in die Zukunft verschoben. Letzteres kann für das Land und den Landkreis ebenfalls finanzielle Folgen haben. Wenn das Gebäude nicht bis Januar 2017 fertig wird, könnte die EU ihre Förderzusage zurückziehen.

2011 rückte die EU-Betrugsbekämpfungsbehörde Olaf der Leuphana auf den Pelz. Die Ermittler monierten, dass die Uni Aufträge unzulässigerweise zerstückelte und damit an den Ausschreibungsvorschriften der EU vorbei freihändig vergeben konnte. Auch fand sie Hinweise auf mögliche Vorteilsnahme im Amt und Untreue.

Für die Kostenexplosion spielte das nur eine kleine Rolle. Nach einem Gutachten war der Bau nicht durchgeplant. Die Kosten wurden um elf Millionen Euro zu niedrig angesetzt. Um 3,8 Millionen Euro stiegen sie wegen nicht einkalkulierter Preissteigerungen. Mit weiteren 3,8 Millionen schlugen Nutzerwünsche zu Buche – ein bisschen wie bei der Elbphilharmonie.  KNÖ