Unabhängig von Konzernen

In Norderstedt entsteht eine Siedlung, die sich komplett selbst mit Energie versorgt

Häuser, die sich selbst mit Strom versorgen: Das klingt nach Zukunftsmusik, soll aber schon bald Realität in Norderstedt werden. Denn dort wird 2012 eine energieautarke Siedlung mit zunächst etwa 50 Häusern entstehen.

Das Konzept haben der Elektroautohersteller Karabag und die Firma Schilling Immobilien entwickelt: Die Energie für den Hausverbrauch wird über Solarzellen auf dem Dach geliefert. Für Wärme sorgt ein zentrales Blockheizkraftwerk.

Besonders ist, dass überschüssige Energie in die Batterie eines Elektroautos geht, die als Zwischenspeicher dient. Mit der wird die Stromversorgung des Hauses geregelt. Ist das Auto unterwegs, springt eine Ersatzbatterie ein.

Obwohl die Häuser völlig unabhängig von den Stromkonzernen sind, bestehe keine Gefahr, „dass das Haus ohne Stromversorgung ist“, sagt der Sprecher von Karabag, André Schmidt. Wenn die Akkus eines Hauses voll sind, wird weitere Energie in die Batterien aus der Nachbarschaft geleitet. Und in den dunklen Stunden versorgt zusätzlich das Blockheizkraftwerk die Siedlung mit Strom.

Nach diesem Prinzip soll in Norderstedt eine bunte Wohngegend entstehen: „Wer hier leben möchte, muss nicht in ein Standardhaus ziehen“, sagt Schmidt, „wir verkaufen lediglich das Konzept.“ Bauen kann jeder, wie es ihm gefällt. Das kostet zwar etwas mehr als gewöhnlich, rentiert sich aber im Laufe der Jahre.

Nicht nur Strom- und Benzinkosten reduzieren sich drastisch, auch Posten wie die Wartungskosten der Heizung fallen weg. „Jeder, der sich ein normales Haus leisten kann, kann auch hier wohnen“, sagt Schmidt. Und das wollen bisher schon einige. „Wir haben bereits Anfragen bekommen“, sagt Schmidt. Unter den neuen Bewohnern der Zukunftshäuser wird auch der Entwickler des Konzepts, Sirri Karabag, sein.

Die ersten Öko-Häuser kann man sich schon bald anschauen: Die Bauarbeiten für drei Musterhäuser haben bereits begonnen.

CHARLOTTE ZINK