Unzensierte SMS aus Barcelona

KUBA Der Schriftsteller Ernesto Hernández Busto versorgt seine Landsleute mit Informationen

Busto stellt die Telekommunikationstechniker der Insel vor ganz schöne Probleme

Jeden Tag schickt Ernesto Hernández Busto rund 600 SMS auf die Reise. Aus Barcelona, wo der im Exil lebende kubanische Schriftsteller lebt, sendet er die Nachrichten an Freunde und Bekannte auf der Insel. Der Clou dabei ist allerdings, dass die Kurznachrichten unzensiert auf der anderen Seite des Atlantik ankommen.

Bisher haben die kubanischen Behörden und die Telefongesellschaft es auch nicht geschafft, die SMS-Flut aus Barcelona zu blockieren, so Busto. Der findige Blogger sendet die SMS nämlich von mehreren Telefonnummern und stellt so die Telekommunikationstechniker auf der Insel vor große Probleme. „Cuba Sin Censura“, Kuba ohne Zensur, nennt er seine Aktion, und derzeit hat er die Handynummern von über eintausend Kubanern im Computer. Die werden mit ungefilterten Kurznachrichten versorgt. Für Busto, einen erklärten Anhänger der freien Meinungsäußerung, ist das ein großes Vergnügen. Er versucht nicht zum ersten Mal das Informationsmonopol der Regierung in Havanna zu durchbrechen. 2009 persiflierte er das Parteiblatt Granma mit der online gestellten Granpa. Zudem unterhält er mit „Penúltimos Días“ einen viel gelesenen Kuba-Blogg und unterstützt zahlreiche bekannte Blogger, darunter Yoani Sánchez, auf der Insel mit Rat und Tat.

Ehrensache für den Schriftsteller, der 1991 Kuba in Richtung Mexiko verließ, an der Unabhängigen Universität von Mexiko Staft (UNAM) Philosophie studierte und bald zum Zirkel um den mexikanischen Schriftsteller Octavio Paz gehörte.

1999, die ersten literarischen Erfolge hatten sich bereits eingestellt, kehrte Busto der Megastadt dann den Rücken und zog in das beschaulichere Barcelona. Dort lebt Busto im Zentrum der Stadt und setzt sich auch wissenschaftlich mit Literatur auseinander – vornehmlich der kubanischen.

Daneben findet der gut aussehende Brillenträger aber immer wieder Zeit, sich mit dem technischen Fortschritt zu beschäftigen. So stammt die Idee für das Cuba-Sin-Censura-System von einem IT-Spezialisten aus Miami – einem Kind exilkubanischer Eltern natürlich. Den hat Busto online kennen gelernt und ist ganz begeistert von den Möglichkeiten, die die neue Kommunikationstechnologie bietet.

KARL KAUFMANN