KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Zweitausendvierzehn war eigentlich ein Jahr, in dem ich so wenig Lust auf Kunst verspürt habe wie noch nie. Warum? Ich weiß es nicht … Dafür habe ich Götterspeise mit Waldmeistergeschmack wiederentdeckt. Am meisten bewegt hat mich sicherlich der viel zu frühe Tod von Peter Lang, der seine letzte Ausstellung, wie so meist offiziell in Kooperation mit Christoph Tannert, im Künstlerhaus Bethanien kuratierte. Stets sich zurücknehmend, setzte er mit „Das mechanische Corps – Auf den Spuren von Jules Verne“ aber doch eine der wichtigsten Fährten in die zeitgenössische und ihr bald folgen werdende Kunstproduktion. Verdeutlicht sich doch die Vernefizierung des momentanen Weltenchaos, auch Globalisierung genannt: Menschen springen ohne Seil aus dem Weltraum auf die Erde hinab, wo Millionen von Menschen, belastet von Monokultur, auf der Suche nach Energienachschub sind und durch Umweltkatastrophen immer tiefer in Wahn und Tod getrieben werden. Die Zeiten radikaler Performances sind ohnehin vorbei: Keine Marina Abramovic bot 2014 ihrem Publikum an, sie zu erschießen, kein Vito Acconci onanierte unter dem Fußboden einer Galerie. Nein, das Vorwahnsystem ist obsolet. Nun stecken wir mitten im Dreck! „KünstlerInnen“ klauen Erinnerungsmöbel und laden sie woanders ab, bringen alles durcheinander, Mauer- und Flüchtlingspolitik, und freuen sich über das gelungene Marketing. Mein neue Lieblingsredewendung 2014 daher: „Ich kotz im Strahl“, die meistgehasste: „Wir sind das Volk“. Da fällt es dann doppelt schwer ins Gewicht, dass ein Wissensübermittler wie Peter Lang von uns gegangen ist. Wer soll uns jetzt noch etwas adäquat über Kunst in der DDR jenseits der großen Hengste erzählen? Uneitel fokussierte er Einsichten, die nun drohen nie gemacht zu werden. Sein Netzwerk aus ProduzentInnen jeglichen Genres und SammlerInnen, und das sind nicht wenige, vermissen ihn. Denn eines hatten wir noch mit ihm vor, sollte er doch eine Berlin Biennale kuratieren. Unsere! Die beste, von dem besten Berliner Kurator. Wer ihn meines Erachtens nach nicht kennengelernt hat, ist eine Künstlerin, die ich hier als meine Entdeckung 2014 vorstellen möchte: Henrike Naumann, die mit ihrer Soundinstallation „Desolation“ die Abhängigkeit von künstlerischer Kreativität von politischer Einstellung und religiösem Wahn auch körperlich erfahrbar machte. Danke! Welch frische, poppige und dennoch genaue Position. Damit schlägt auch mein Herz wieder stärker für das Goldrausch Künstlerinnenprojekt, deren Absolventin die 1984 in Zwickau geborene war.