Eine andere Art von Personalrat

BÜROMORD In „Kill the Boss“ planen drei malträtierte Angestellte eine finale Pensionierung für ihre wirklich schrecklichen Vorgesetzten. Und weil sich die braven Büromenschen dabei ein wenig blöde anstellen, brauchen sie professionelle Hilfe

VON WILFRIED HIPPEN

„Horrible Bosses“ – das ist doch mal ein Filmtitel, unter dem man sich etwas vorstellen kann. Für das hiesige Publikum wollte der Verleih aber wie üblich sichergehen, dass auch der allerletzte potenzielle Kinogänger alles mitkriegt und so ist „Kill the Boss“ – Sie ahnen es – der deutsche Titel. Die „Bosses“ sind in dieser schwarzen Komödie aber auch wirklich schrecklich. Manchmal machen sich Hollywoodstars ja einen Spaß daraus, statt der ewigen Hauptrollen mal einen so genannten „Charakter“ zu spielen, und meist entwickeln sie dabei einen besonderen Ehrgeiz, denn so können sie sich als wandlungsfähige Schauspieler profilieren. Hier hat der Regisseur Seth Gordon das Glück, dass Kevin Spacey, Jennifer Aniston und Colin Farell die für sie ungewohnt kleinen, dafür aber saftigen Rollen der drei „Horrible Bosses“ übernehmen.

Jason Bateman, Charlie Day und Jason Sudeikis sind dagegen die eher harmlosen und auch nicht allerklügsten Helden – halt keine Bosse, sondern nette Angestellte, die ihre Arbeit ordentlich verrichten und ein bequemes, langweiliges Leben führen würden – wenn da nicht ihre Vorgesetzten wären, die ihnen das Leben zur Hölle machen. So ist etwa Nick (Bateman) ein eifriger Büromensch, der schon lange auf eine neue höhere Stelle lauert, und sein Chef treibt ihn zu Höchstleistungen mit viel Überstunden an, nur um Nick dann auf einer Betriebsversammlung vor allen zu demütigen und die Stelle selber zu übernehmen. Keiner kann Verachtung und Überheblichkeit ausstrahlen wie Kevin Spacey, der den sadistischen Großkotz hier so gigantomanisch anlegt, als würde er sich damit für den Schurken im nächsten James Bond Film bewerben. Dale (Day) ist Zahnarzthelfer bei einer Dentistin, und er wird (um den Rollentausch perfekt zu machen) von ihr sexuell belästigt. Jennifer Aniston hat sichtlichen Spaß daran, hier gegen ihr Image zu spielen und sich glaubwürdig in eine hässliche (es ist nicht leicht, aber gelingt ihr), vulgäre und boshafte Chefin zu verwandeln. Colin Farell hat sich schließlich mit Halbglatze, Spitzbart und einer extrem schleimigen Körpersprache so verwandelt, dass beim Preview in der Bremer Schauburg viele erst beim Abspann mitbekamen, dass er überhaupt mitspielte. Als der kokainsüchtige Sohn eines Firmenchefs wird er zur Heimsuchung des Gutmenschen Kurt (Sudeikis). Dieser war vom Patriarch des Unternehmens (Donald Sutherland glüht kurz vor lauter Wohlwollen auf) als sein Nachfolger auserkoren, doch nach dessen plötzlichem Herztod geht der mißratene Spross systematisch daran, den Betrieb in Rekordzeit zu Grunde zu richten.

Ganz so hilflos nun aber auch wieder nicht, denn die drei Opfer treffen sich in einer Bar und hecken einen Plan aus. Einer kann ja jeweils den Boss des anderen töten: „Wie in diesem Hitchcockfilm ‚Strangers on a train‘“, fällt Nick dabei sofort ein, und auch sonst kennen die drei zwar viele kulturelle Bezüge, sind im Morden aber eher unbedarft. Der komische Effekt entsteht dadurch, dass die Möchtegern-Mörder so blöd und ihre Bosse so fies sind. In der Mitte des zweiten Aktes droht die Komödie zwar ein wenig durchzuhängen, aber dann hat genau passend Jamie Foxx seinen Auftritt als Berufsverbrecher mit dem schönen Namen „Motherfucker Joe“, der am ehesten noch an den Dealer in der Sesamstraße (“Heeey, you wanna buy a B?“) erinnert.