ERGBUTANALYSE
: Öffentliche Chromosomenbeschau

Die Bausteine des Lebens haben es Bastian Greshake angetan. Mit Genen in mutierter Form forscht der Biologe für seine Doktorarbeit. Allerdings nicht mit denen von Menschen, sondern von Pflanzen und Pilzen. Vor drei Jahren war es menschliche DNA, die Greshake beschäftigte. Seine eigene. Aus „reiner Neugierde“, wie er sagt, ließ er vom US-amerikanischen Unternehmen 23andme sein Erbgut testen. Die Ergebnisse seiner Erbgutanalyse veröffentlichte er in einem Internetportal, das er mit zwei Kommilitonen entwickelte, damit andere Biologen, die mit menschlicher DNA forschen, davon profitieren können.

Greshake selbst weiß seitdem, dass er ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs hat. Beim durchschnittlichen westeuropäischen Mann sind es 17,8 Prozent, bei Greshake 23,3 – so stand es in einer der Tabellen von 23andme. Für ihn ist das kein Grund zur Panik. „Mit Gentests lassen sich nur für wenige medizinische Sachen handfeste Vorhersagen machen“, erklärt Greshake. Er geht die Sache mit wissenschaftlicher Ratio an. Bei anderen Menschen können diese Zahlen schlimmste Befürchtungen wecken. Das ist auch Greshake bewusst. Er hat mit Freunden und Kollegen viel über den Test geredet, aber er würde niemals jemandem dazu raten. Auch wenn er jetzt die Prostatakrebs-Vorsorge ernst nimmt.

In seinem Internetportal haben inzwischen knapp 1.500 Menschen die Ergebnisse ihrer Gentests veröffentlicht. Im Gegensatz zu Greshake sind die meisten dort anonym unterwegs. So anonym, wie man eben sein kann, wenn man seine komplette DNA öffentlich macht. AST