Jens Harzer, Schauspieler des Jahres
: Schon zwei Mal der Beste

■ 39, Schauspieler im Hamburger Thalia Theater, hat schon etliche Preise verliehen bekommen.Foto: dpa

Jens Harzer vom Thalia-Theater Hamburg ist in einer Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zum besten Schauspieler des Jahres gewählt worden. Diese Auszeichnung bekommt er schon zum zweiten Mal.

Überraschenderweise wurde er für seinen Marquis Posa ausgezeichnet in Schillers „Don Carlos“. Harzer spielte in einer höchst anfechtbaren Inszenierung am Thalia Theater: Jette Steckel hatte die Handlung, die zu Zeiten Philips II. in Spanien spielt, also im 16. Jahrhundert, radikal aktualisiert. Schillers Pathos geht dabei verloren, aber das ist mehr Steckels fragwürdigem Regiekonzept zuzurechnen als Harzers Spiel.

Harzer hätte die Auszeichnung eher für seine jüngste Rolle verdient, das poetische Ich in Peter Handkes neuem Stück „Immer noch Sturm“, das kürzlich im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt wurde.

In Salzburg hat er 2008 vielleicht eine seiner besten Rollen gespielt, Raskolnikow in Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“. Raskolnikows Entwicklung zeichnete Harzer teils subtil, teils grell nach. Er arbeitete körpersprachlich, lag auf dem Boden, zusammengekrümmt, niedergeschlagen. In einer Szene versucht Raskolnikow sich zu erheben. Harzer hält sich an der Wand fest, nie bewegt er sich wirklich frei. Eine ausdrucksstarke Szene.

Jens Harzer ist keine Rampensau, vielmehr ein eminenter Ensemblespieler. 1972 geboren, bildete sich Harzer an der Otto-Flackenberg-Schule aus und konnte in München bleiben: Von 1993 bis 1999 war er Mitglied im Ensemble der Kammerspiele. Im Jahr 2000 spielte er an der Schaubühne Berlin, bevor er ein Jahr später nach München zurückkehrte, ans Bayerische Staatsschauspiel. Er ist in Hamburg aufgetreten, bei den Festspielen in Salzburg, am Schauspiel Frankfurt, bei der Ruhrtriennale und im Deutschen Theater Berlin – alles erste Adressen.

Zur Zeit ist Harzer Mitglied im Ensemble des Thalia Theaters. Dort wird er bald als Ich zu bewundern sein. Dimiter Gotscheffs Uraufführungsinszenierung, in Salzburg herausgekommen, wird im September ins Repertoire des Thalia übernommen. ULRICH FISCHER