Journalisten wieder frei

MEDIEN Reporter waren im Hotel festgesetzt

TRIPOLIS/KAIRO dpa/dapd/taz | Die von Milizen des bisherigen Machthabers Muammar al-Gaddafi in einem Nobelhotel in Tripolis festgehaltenen ausländischen Journalisten sind nach einem Bericht des US-Senders CNN wieder frei. Die Reporter hätten das Hotel Rixos in einem Fahrzeugkonvoi verlassen, berichtete CNN-Reporter Matthew Chance am Mittwochnachmittag. Zuvor hätten ihnen Anhänger Gaddafis erklärt, dass sie gefahrlos gehen könnten.

„Es war ein Albtraum“, sagte Chance. Alle seien „restlos erleichtert“. Auch der Reporter des britischen Senders BBC, Matthew Prise, bestätigte die Freilassung der Journalisten nach Tagen der Angst. Die etwa 37 Reporter verschiedener Medienanstalten waren seit dem Vordringen der Aufständischen in die libysche Hauptstadt zu Wochenbeginn in dem Hotel festgehalten worden. „5-Sterne-Geiselhaft“, so hatte CNN die Lage beschrieben.

Die ausländische Journalisten sowie Diplomaten wurden seit Sonntagabend daran gehindert, das Rixos zu verlassen. Es ist das Hotel, vor dem in der Nacht zum Montag überraschend Gaddafis Sohn Seif al-Islam auftauchte, nachdem zuvor seine Festnahme gemeldet worden war.

Einen Kameramann des britischen Fernsehsenders ITN hätten die Bewaffneten mit einem Schnellfeuergewehr des Typs AK-47 bedroht, berichtete BBC-Reporter Price vor der Freilassung. Die Situation habe sich in der Nacht zum Mittwoch „massiv verschärft“. Wächter seien durch die Flure patrouilliert. Es sei klar geworden, dass man das Hotel nicht verlassen durfte, wie man wollte.

Matthew Chance, CNN-Reporter, berichtete, bei Nacht seien die „Gäste“ mit Kerzen umhergelaufen. Sie hätten die Räume des Luxushotels nach Essbarem durchsucht. Versuche, die Bewaffneten zu überreden, die Ausländer gehen zu lassen, seien gescheitert. Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen hatten Journalisten in die Fenster Schilder gehängt, auf denen stand: „Fernsehen, Presse – nicht schießen“. Die Journalisten im Hotel schützten sich zudem mit Helmen und kugelsicheren Westen.

Dario Lopez-Mills, ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AP, berichtete vor seiner Freilassung aus dem Hotel: „Zwei Satellitentelefone, die auf einem Balkon aufgestellt waren, gingen bei den Schusswechseln zu Bruch, weshalb wir unsere Berichte zwischenzeitlich nicht mehr übermitteln konnten. Wir warten und fürchten, die bewaffneten Männer könnten jeden Augenblick gewalttätig werden. Es gibt weder Strom noch Leitungswasser. Am Montag aßen wir Brot mit Butter. Am Dienstag servierte uns der Koch Pommes. Das Trinkwasser in Flaschen geht zur Neige. Wir wissen nicht, wann es vorbei sein wird. Wir sehen wenig von dem, was passiert, mit eigenen Augen. Wir waren nicht dabei, als Bab al-Asisija, weniger als 24 Stunden nachdem Seif uns auf die Rundfahrt mitnahm, von den Rebellen eingenommen wurde. Seither fehlt jede Spur von ihm.“