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Karniggels Deutschland 1991, R: Detlev Buck, D: : Michael Lade, Ingo Naujoks Inzwischen weiss man ja, was aus Detlev Buck geworden ist, aber dies war sein erster Langfilm. In einem Interview sagte er damals: „Was ich nicht gerne mache, ist diese typische Independent-Filmer- Manier. Große weite Einstellungen, irgendwas passiert, und die Kamera steht starr. Die Ruhe gegen die Hektik der Werbung. Die suchen sich ein klassisches klares Bild, das ist dann Kunst und wird auch so erkannt. Oh nein! Ich mag das Gleichmäßige nicht.“ Wilfried Hippen schrieb damals folgende Kritik in der Nord-taz: “Neblige Landstraßen, Kuhweiden und ein Bauernhaus - zwanzig Meter neben der Autobahn: Dort wohnt ein dösbaddeliger Polizeipraktikant, sein müder Blick schweift über die norddeutsche Tiefebene. Der Praktikant ist auf der Suche nach dem geheimnisvollen Kuhmörder, der seine Opfer nicht nur schlachtet, sondern auch noch zerstückelt. Moin, Moin Tristesse!

Wie in seinem 45 Minuten langen Debütfilm „Erst die Arbeit und dann ...!?“ zelebierte Detlev Buck in seimem ersten Langfilm wieder das dröge Savoir- vivre des niederdeutschen Landlebens. Da kommt Buck, der Bauernsohn her, da kennt er sich aus und da ist auch dieser lakonisch- einsilbige Humor zuhause, den Buck sich auch beim „ordentlichen“ Studium auf der Berliner Film- und Fernsehakademie zum Glück nicht austrieben ließ.

Gelernt hatte er dort aber allerhand: Während der erste Film sich ganz darauf beschränkte, Buck selber als komischen Typen zu präsentieren, wird hier die Komik meist mit filmischen Mitteln vermittelt. Deshalb macht es auch kaum etwas aus, daß Buck nicht mehr die Hauptrolle spielt. Mit Michael Lade als Ordnungspolizist Köppe hat er einen genauso komischen und glaubwürdigen Ersatz gefunden. Auch die anderen Schauspieler wirken als Polizisten, Bauern, blasierte Städter und sympathische Kleinkriminelle so realistisch, als würden man sie in Sagehorn in der Dorfkneipe treffen.

Aber wichtige Darsteller sind Karnickel, Kühe und zahllose Fliegen. Die komischen Effekte, die Buck nur mit Naheinstellungen oder kurzen Schnitten aus diesen Viechern herausholt, beweisen, daß er zumindest als Filmemacher den Kuhstall weit hinter sich gelassen hat.

Buck hatte auch den langen Atem, die Geschichte auf Spielfilmlänge interessant zu halten. Die Entwicklung des unbedarften „Jungbullen“ Köppe hat mehr überraschende Wendungen, als die triste Landschaft vermuten läßt. Außerdem gelingt Buck das Kunststück, die Ordnungskräfte ganz behutsam und ohne jede Häme zu blamieren. Wie in der kleinen Szene im Supermarkt, wo eine Kundin, des Ladendiebstahls verdächtigt, sich empören muß, wo bald die Eier kreuz und quer fliegen und der Zucker auf die Polizisten niederrieselt. Eine Schulklasse klatscht begeistert Beifall und stürmt den Laden. Der Lehrer schreit: „Ihr sollt sofort wieder herkommen“, dann zuckt er, wie die Polizisten, resigniert die Schultern. Wer sind bei Buck eigentlich die Karniggels?

Der Film läuft am Freitag um 21.30 Uhr im Sommerkino der Insel-Lichtspiele Wilhelmsburg