Super-Cop mit null Toleranz

Der britische Premierminister David Cameron hat sich aus den USA Hilfe im Kampf gegen die Unruhen geholt. Der 63-jährige Bill Bratton gilt als „Super-Cop“. Er stammt aus Dorchester in Massachusetts. Bratton studierte an der University of Massachusetts in Boston und in Harvard. Während des Vietnamkriegs arbeitete er bei der Militärpolizei.

1970 trat er in den Polizeidienst in Boston ein, 1994 wurde er Polizeichef von New York. Dort setzte er eine Null-Toleranz-Politik durch, die Gefängnisstrafen auch für kleinere Vergehen vorsah, und senkte dadurch die Verbrechensrate. 2001 ging er als Polizeichef nach L.A., um die Bandenunruhen in den Griff zu bekommen.

„Das Vereinigte Königreich kann die Gewalt nicht mit Verhaftungen besiegen und sollte die Gründe dafür, wie zum Beispiel die Rassenspannungen, angehen“, sagte Bratton am Wochenende. Man müsse mehr mit den führenden Figuren vor Ort und mit Bürgerrechtsorganisationen arbeiten und mehr Polizisten aus ethnischen Minderheiten rekrutieren.

Eigentlich wollte Cameron ihn zum Scotland-Yard-Chef machen, doch das Innenministerium blockierte seine Ernennung: Ein Polizeichef muss britischer Staatsbürger sein und sich im britischen Recht auskennen. So machte Cameron ihn stattdessen zum Regierungsberater.

Die britische Polizei kritisierte die Ernennung. Man brauche keinen Super-Cop, sagte der Chef des Polizeiverbands, Hugh Orde, sondern könne mit den Krawallen auch ohne ausländische Hilfe fertig werden. Außerdem scheine Bratton nicht sonderlich erfolgreich gewesen zu sein, fügte Orde hinzu, da es in Los Angeles noch immer 400 Banden gebe. Darüber hinaus sei die Polizeiarbeit in den USA „angesichts des dortigen Gewaltniveaus“ grundlegend anders als in Großbritannien. RALF SOTSCHECK