Deutsch-Gebot: CSU lernbereit

INTEGRATION Die Forderung, Migranten sollten zu Hause auf ihre Muttersprache verzichten, löste Spott und Empörung aus. Nun rudert die Partei zurück

BERLIN taz | Angesichts der anhaltenden Kritik und der vielen spöttischen Reaktionen hat die CSU ihre Forderung abgeschwächt, nach der Zuwanderer in der Familie deutsch sprechen sollten. Jetzt spricht sie sich nur noch dafür aus, dass Einwanderer zum Deutschlernen „motiviert“ werden sollten. „Ich bin sicher, dass wir dieses Maß an politischer Verwirrtheit in der SPD nie erreichen werden“, spottete Gabriel am Montag in Berlin über den peinlichen Rückzieher der CSU.

Und CDU-Chefin Angela Merkel unterstrich die Vorteile zweisprachiger Erziehung: Sie halte es „insgesamt für einen Vorteil“, wenn Kinder „zum Beispiel zweisprachig aufwachsen und eine Fremdsprache weniger lernen müssen“, sagte die Kanzlerin am Montag vor dem Parteitag der CDU, der am heutigen Dienstag in Köln beginnt. Zur Debatte über die Schwesterpartei äußerte sich Merkel aber nur zurückhaltend.

Die Forderung der CSU hatte am Wochenende eine Welle von Spott und Empörung ausgelöst. Auch die Koalitionspartner der CSU in Berlin gingen öffentlich auf Distanz. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi etwa nannte den Vorstoß „komplett bescheuert“, selbst CDU-Generalsekretär Peter Tauber machte sich darüber lustig.

Merkels Haltung entspricht dem, was das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) offiziell propagiert. Auf seiner Webseite schreibt die Behörde zum Thema Mehrsprachigkeit, das Aufwachsen mit zwei oder mehr Sprachen sei „für Kinder eine große Chance“. Sie empfiehlt: „Sprechen Sie mit Ihrem Kind in der Sprache, die Sie selbst am besten können.“

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