Sechs Keller voller Strahlenmüll

ATOMKRAFT Noch mehr verrostete Fässer mit radioaktivem Abfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel gefunden. Umweltminister Habeck fordert rasche Bergung. Vattenfall beteuert, alles sei sicher

Weitere verrostete Fässer mit Atommüll sind bei Inspektionen im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel entdeckt worden. Nach heutigem Stand sind 154 Fässer in den unterirdischen Kavernen des Meilers schwer beschädigt. Bislang wurden 573 Fässer in Augenschein genommen – etliche fehlen allerdings noch. Kraftwerksbetreiber Vattenfall räumte am Montag ein, dass ein Teil der Fässer „nicht zugänglich“ sei. Diese könnten deshalb erst bei einer Bergung begutachtet werden, die Inspizierung der letzten Kaverne VI sei deshalb abgebrochen worden. Zuletzt sei diese Kaverne „vor 32 Jahren geöffnet worden“, teilte Vattenfall mit.

Sehr zum Unmut von Schleswig-Holsteins grünem Umweltminister Robert Habeck: „Es ist unfassbar, dass man den Atommüll in den Kavernen so lange sich selbst überlassen hat.“ Nun müsse eine sichere Bergung und Endlagerung erfolgen: „Die Fässer müssen da raus.“

Seit Anfang des Jahres untersucht Vattenfall mit einer Spezialkamera die Fässer in den sechs Kavernen auf Schäden. Da in einigen Fällen Fässer übereinandergestapelt wurden, können die untersten von der Kamera jedoch nicht erfasst werden.

In den Kavernen werden jahrelang schwach und mittelradioaktive Abfälle aus dem Kraftwerksbetrieb aufbewahrt. Ursprünglich sollten sie spätestens Ende der 1990er-Jahre in das geplante Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter gebracht werden. Dessen Inbetriebnahme ist aber für frühestens 2021 vorgesehen.

Die Brunsbütteler Fässer sollen neu versiegelt und im Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände verwahrt werden. Zurzeit wird dafür ein Bergungskonzept zusammen mit unabhängigen Sachverständigen entwickelt, das anschließend der Atomaufsicht in Habecks Ministerium zur Genehmigung vorgelegt werden muss. Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht. Bis dahin rosten die Fässer im Keller weiter vor sich hin.

Sorgen müsse sich indes niemand machen, beteuert Betreiber Vattenfall: „Die Kavernen sind sicher, weder für das Personal noch für die Bevölkerung besteht Gefahr.“ Wie immer bei der Atomenergie.  SVEN-MICHAEL VEIT