Flensburgs verschlungene Pfade

Die Schriftstellerin Kathinka Wantula arbeitet als Krimistadtschreiberin von Flensburg an einer Geschichte, in der ein Handballer der SG Flensburg-Handewitt ermordet wird. Die taz nord hat ermittelt, wie Wantulas Pläne und Recherchen vor Ort derzeit aussehen

KATHINKA WANTULA, 40, studierte Neuere Deutsche Literatur, Anglistik und Germanistik in Kiel und lebt in Schleswig. Sie ist die Krimistadtschreiberin in Flensburg 2007. In diesem Jahr erschien ihr zweiter Krimi „Der zerbrochene Kelch“.

taz: Frau Wantula, Ihr Krimi handelt von einem Mord an einem Handballer. Auf welche Art stirbt er?

Kathinka Wantula: Der arme Mensch wird erschossen. Aber er ist nicht der einzige Tote in dem Krimi: Es geht ein Serienmörder in Flensburg um. Und es gibt auch Morde in Kopenhagen, Hamburg und in Graz, die alle miteinander zusammenhängen.

Wie denn?

Das möchte ich noch nicht sagen. Es geht um eine Sache aus der Vergangenheit. Das ist öfter so in meinen Büchern, dass Dinge, die sich in der Vergangenheit ereignet haben, Einfluss auf die Gegenwart nehmen.

Was macht das Flensburger Handball-Milieu interessant als Schauplatz für einen Krimi?

Ich habe in der Campushalle ein Spiel der SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel miterlebt. Wenn 6.500 Menschen zuschauen, erlebt man dort beeindruckende Emotionen: Diese Atmosphäre möchte ich gern rüberbringen. Ich plane, dass der Roman mit einem Spiel in der Campushalle beginnt. Außerdem brauchte ich für meinen Flensburg-Krimi einen dänischen Toten, und bei der SG Flensburg spielen ja viele Dänen. Aber es geht immer um fiktive Figuren.

Eine volle Campushalle, es ist laut und hektisch und mitten im Trubel passiert der Mord, weil ihn da keiner bemerkt. Sind wir da auf der richtigen Fährte?

Eher nicht. So dramatisch, dass es einen Toten auf dem Spielfeld gibt und eine Massenpanik unter den Zuschauern, wird es nicht.

Also wird der Mord im Verborgenen stattfinden.

Es ist schon möglich, dass er in der Campushalle stattfinden wird. Aber eher nach dem Spiel.

Das klingt nach den Umkleide-Kabinen.

Das wäre eine Möglichkeit von vielen.

Wird dem Opfer letztlich sein Beruf zum Verhängnis?

Das ist dann Ermittlungssache von Kommissar Hinrichsen. Er wird zunächst im Handball-Milieu ermitteln und herausfinden, dass es schon einige Vorfälle gab: Der Handball-Spieler hatte innerhalb der Mannschaft Feinde. Ob es letztendlich einer von ihnen war, sage ich jetzt noch nicht.

Was haben Sie davon, Krimi-Stadtschreiberin von Flensburg zu sein?

Mir werden hier in Flensburg viele Tipps gegeben und alle Türen geöffnet. Das ist schon toll. Die Flensburger sind sehr hilfsbereit. Außerdem stellt man mir für drei Monate eine Wohnung zur Verfügung, es gibt freie Kost und Logis und ein Preisgeld von 3.000 Euro.

Wie gehen Sie vor bei der Recherche?

Ich habe eine spezielle Stadtführung bekommen und dabei sehr verschlungene Pfade entdecken können, wo man auch eine Leiche finden kann. Außerdem hatte ich einen Termin in der Campushalle, wo ich stundenlang rumgeführt wurde. Ich hatte ein Gespräch mit dem Leiter der Flensburger Mordkommission, habe mir Bücher aus der Stadtbücherei geholt und einen Kunsthistoriker zum Alten Friedhof befragt.

Haben Sie auch das Team der SG kennengelernt?

Bis jetzt noch nicht, die haben noch Urlaub. Aber das ist geplant.

Wie sieht es aus mit dem Trainer, dem Management und der Geschäftsführung?

Die möchte ich in den ersten Wochen der neuen Saison nicht stören. Das ist ja erste Bundesliga, das sind Profis, da geht es um viel Geld. Ich bin da nur Gast. Interview: kli