Nato soll SOS ignoriert haben

FLÜCHTLINGE Italien kritisiert „unterlassene Hilfeleistung“ vor Lampedusa

ROM epd/dapd | Nach einer Flüchtlingstragödie, bei der es etwa 100 Todesopfer vor der Mittelmeerinsel Lampedusa gab, fordert Italien, das Mandat der Nato-Schiffe vor Libyen zu ändern. Flüchtlinge in kaum seetüchtigen Booten sollten unter die UN-Resolution zum Schutz von Zivilpersonen in Libyen fallen, die Grundlage des Nato-Einsatzes ist, sagte Außenminister Franco Frattini. Er verlangte eine Untersuchung der „mutmaßlichen unterlassenen Hilfeleistung für ein Boot voller Migranten auf der Flucht aus Libyen“.

Überlebende Insassen eines in Libyen gestarteten Bootes hatten bei der Ankunft auf Lampedusa in der Nacht zum Freitag berichtet, dass sie zwei Tage lang mit Motorschaden südlich von Lampedusa gelegen hätten. Trotz des Notrufs eines zypriotischen Schleppers habe ein 50 Kilometer entferntes Nato-Schiff nicht reagiert. Die Insassen sahen sich nach eigenen Angaben gezwungen, rund 100 Leichen über Bord zu werfen, bevor sie von Italiens Küstenwache gerettet wurden. Das Nato-Einsatzkommando in Neapel erklärte, die Berichte würden geprüft.

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