„Kaum einer macht es“

DISKUSSION Bremen debattiert darüber, wie es in Zukunft klimagerechter werden kann

■ 40, ist Architekt, Kurator und Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.

taz: Kann eine Stadt überhaupt klimagerecht sein, Herr von Borries?

Friedrich von Borries: Ob der – bei Planern eingeführte – Begriff nun der beste ist, sei mal dahingestellt. Im Kern geht es darum, wie eine Stadt auf den Klimawandel reagiert. Welche Ziele will sie sich selbst setzen und wie will sie die erreichen?

Wie kann sie die denn erreichen?

Zum Beispiel durch kühlende Maßnahmen, etwa im Bereich der Grün- und Freiflächen. Aber natürlich geht es nicht nur um Anpassung an den Klimawandel, sondern auch um Vermeidung von Emissionen, um eine andere Mobilitätskultur. Wir brauchen zum Beispiel nicht nur Schön- sondern auch Schlechtwetter-Radwege – aber so denken viel zu wenig Planer. Auch Car-Sharing und Straßenrückbau ist ein Thema, dann wird auch wieder Raum frei in der Stadt, weil der ruhende Verkehr weniger Platz beansprucht. Und ich bin auch dafür, dass der ÖPNV kostenlos ist.

Selbst viele Grüne sind da aber dagegen!

Es wird in vielen Städten diskutiert, aber kaum einer macht es. Es kommt aber auch darauf an, welche Verteilungsdiskurse man da führt, und wie. Wenn es dafür ein Förderprogramm auf Bundes- oder EU-Ebene gäbe, wäre das gleich eine ganz andere Debatte und man müsste weniger darüber reden, ob das Geld dann in den Kindergärten fehlt. Man könnte ja auch damit beginnen, dass alle Schüler kostenlos Bus und Bahn fahren können. Derzeit wird immer noch sehr viel Geld in automobile Infrastruktur gesteckt.

Aber was kann ein Stadtstaat wie Bremen da tun?

Vieles, etwa wenn es um Parks, Grün- oder Freiflächen geht.

Und dann ist da noch der Konflikt zwischen der Forderung nach mehr Grün und mehr bezahlbarem Wohnraum in der Stadt.

Das Aushandeln von Konflikten gehört zum Wesen der Stadt. An der Nachverdichtung der Städte führt aber kein Weg vorbei. Die Frage ist aber: Wie geschieht das? Es gibt ja viel Leerstand im Bürobereich, da gäbe es Spielräume. Und neue Grünflächen könnten auch an den Fassaden oder auf den Dächern entstehen. Es ist zu viel von Flächen und zu wenig von Qualitäten die Rede.

Interview: JAN ZIER

18 Uhr, Altes Fundamt, Auf den Kuhlen 1a