Anschläge von Norwegen erinnern an Attentat von Oklahoma City

NACHRICHTEN Norwegische Polizei fahndet nach weiterem Täter. Ministerpräsident Stoltenberg würdigt Opfer. Umstände erinnern an Oklahoma-Anschlag 1995

OSLO afp/dpa/taz | Auf der Suche nach möglichen Komplizen oder einem mutmaßlichen zweiten Attentäter, der die Jugendlichen auf der Insel Utøya beschossen haben soll, hat die Polizei in der Hauptstadt Oslo ein Haus durchsucht. Dabei wurden mehrere Menschen kurzfristig festgenommen. „Es wurde kein Sprengstoff an dem Ort gefunden und die Festgenommenen wurden wieder freigelassen“, erklärte die Polizei in Oslo am Sonntag. „Die Polizei verfügt über nichts, was diese Leute mit Terrorakten in Verbindung bringen könnte.“ Anwohner hatten zuvor erklärt, die Polizei habe sechs Verdächtige abgeführt. Laut dem britischen Sender Sky News untersuchte die Polizei zwei Container, in denen Chemikalien vermutet wurden.

Bei einem Trauer- und Gedenkgottesdienst am Sonntag würdigte Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg die Opfer der Anschläge vom Fraitag. „Jedes einzelne Opfer ist eine Tragödie“, sagte er im Beisein des norwegischen Königspaares und mehrerer Minister in der Domkirche von Oslo. Norwegen werde aber „seine Werte niemals aufgeben“. Bald würden die Namen und Bilder der Getöteten veröffentlicht: „Dann wird sich das Ausmaß des Bösen zeigen“, sagte Stoltenberg. Bevor der Regierungschef mit seiner Frau die Kirche betrat, verbeugte er sich vor zahllosen Blumen, die Trauernde rund um den Dom niedergelegt hatten.

Der Doppelanschlag von Norwegen weckt Erinnerungen an das Bombenattentat auf ein US-Regierungsgebäude in Oklahoma City vor 16 Jahren, bei dem 168 Menschen getötet wurden. Der Täter hatte ebenfalls einen rechtsradikalen Hintergrund, zur Herstellung des Sprengsatzes besorgte er sich größere Mengen Düngemittel. Bei dem Anschlag am 19. April 1995 war vor dem Alfred-P.-Murrah-Bundesgebäude ein Kleinlastwagen mit mehr als zwei Tonnen einer hochexplosiven Mischung aus Dieselkraftstoff und Ammoniumnitrat explodiert. Die Detonation riss 168 Menschen in den Tod, darunter viele Kinder. Zudem gab es mehr als 500 Verletzte. Zwei Tage später fasste die Polizei den Attentäter: Es handelte sich um Timothy McVeigh, einen 27 Jahre alten Golfkriegsveteranen. Als Motiv gab er Hass auf die Regierung an.