Mehr Aufmerksamkeit für Zugvögel

ARTENSCHUTZ UN-Konferenz nimmt 31 wandernde Wildtierarten in die Liste der besonders gefährdeten Spezies auf. Auf Sanktionsmechanismen bei Verstößen können sich die Delegierten aber nicht einigen

BERLIN taz/dpa | Mongolische Wildesel, Eisbären, Zugvögel und Geier gehören wohl zu den Gewinnern der 11. UN-Vertragsstaatenkonferenz zur Erhaltung wandernder, wild lebender Tierarten, die am Sonntag im ecuadorianischen Quito zu Ende ging. Sie gehören zu den 31 Tierarten, die neu in die Liste der besonders gefährdeten Arten aufgenommen werden sollen. Ursprünglich waren es 32 gewesen, der Antrag für den Löwen wurde aber zurückgezogen. Bei der Abstimmung – nach Redaktionsschluss – wurden keine Überraschungen erwartet.

Eine wandernde Tierart kann im Jahr bis zu 17.000 Kilometer zurücklegen. Sie überquert dabei auch Staatsgrenzen, sodass sich schon die Zerstörung ihrer Lebensräume in einem einzigen Land auf das Überleben der gesamten Spezies auswirken kann. Seit 1983 ist die Bonner CMS-Konvention in Kraft, die weltweit für den Schutz dieser Arten sorgen soll – CMS steht für Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals. Alle drei Jahre treffen sich die 120 Mitgliedsländer, um über weitere Maßnahmen zu entscheiden.

Die deutsche Delegation war dieses Mal angereist, um eine Initiative zum Schutz der Steppentiere in der Mongolei zu starten. Wildesel und Gazellen sind vom Bergbau bedroht, weil die dafür nötigen neuen Straßen ihre Routen zerschneiden. Künftig sollen Rohstoffinvestitionen westliche Standards zum Artenschutz berücksichtigen. Für die Eisbären hatte Norwegens Klima- und Umweltministerin Tine Sundtoft geworben. Die größten Landraubtiere hätten eine hohe Symbolkraft, sagte sie. Wenn ihr Schutz dazu beitrage, den arktischen Lebensraum zu erhalten, helfe das auch anderen Arten.

Kein Diclofenac mehr für Rinder

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Schutz von Zugvögeln, die unter illegalen Abschüssen, Vogelfang, der Zerstörung von Rastplätzen entlang der Wanderrouten und den Auswirkungen des Klimawandels leiden.

Ebenfalls zum Schutz von Vögeln – diesmal Geiern und Adlern – verabschiedet wurde eine Empfehlung, Bleimunition bei der Tierjagd und das Arzneimittel Diclofenac bei der Behandlung von Rindern zu verbieten. Reste dieser Substanzen in toten Tieren führen dazu, dass Geier oder andere Aasvögel sterben, die die Kadaver fressen. In Deutschland sind insbesondere erwachsene Seeadler betroffen.

Streit gab es über einen Antrag des CMS-Sekretariats, Maßnahmen auszuarbeiten, mit denen Verstöße der Mitgliedsländer gegen die beschlossenen Regelungen auch geahndet werden könnten. Vor allem die Vertreter der Europäischen Union stellten sich dagegen. Nun soll der ständige CMS-Ausschuss eine neue Vorlage für die Konferenz 2017 erarbeiten.

Gerhard Adams, der stellvertretende Leiter der deutschen Delegation, sprach von einer „erfolgreichen Konferenz sowohl aus deutscher als auch aus internationaler Sicht“.

Umwelt- und Artenschützer dagegen kritisierten, dass es bei Verstößen immer noch keine Sanktionsmöglichkeiten gibt. Artenschutz erfordere effektive Mechanismen, erklärte Nicolas Entrup, Sprecher der Organisation OceanCare. Insbesondere die EU habe ein „falsches Zeichen“ gesetzt und zu viel Rücksicht auf die Interessen von Mitgliedsländern genommen, denen die Erdölförderung wichtiger sei als Artenschutz. STEFANIE MNICH