DIE FRAUENFUSSBALLVERSTEHER
: Nicht hart, aber fair

HARMONIE Deutschland im Sommer 2011 – es sind einfach keine Frauenfußballhasser mehr aufzutreiben. Nicht mal von Frank Plasberg

Das hatte sich Frank Plasberg anders vorgestellt. In seiner „Hart aber fair“-Sendung über das „verordnete Sommermärchen“ will sich partout kein Gast als absoluter Frauenfußball-Gegner outen. Versammelt ist stattdessen eine Runde der Verständnisvollen, die es „nur gut“ mit dem Frauenfußball meinen. Elegant sei der, hübsch anzuschauen, versiert und weniger holzhackerig als bei den Männern ohnehin – „da wird höchstens mal geweint“, meint die eremetierte Reporterlegende Jörg Töpperwien.

Selbst der Bild-Kolumnist Hajo Schumacher, für den eigentlich die Rolle des Ekels vorgesehen war, wiegelt gleich zu Beginn ab. Fußball sei zwar „Jungssport“ – aber nein, nein, so schlecht findet er alles nicht, die Frauen können schon gegen den Ball treten und er hat bislang noch jedes WM-Spiel verfolgt. Trotzdem bleibt der Frauenfußball für ihn eine Randsportart, bei der sich Tradition und Fankultur erst entwickeln müssen – da muss ihm sogar Rolf Töpperwien beipflichten.

Töpperwien ist der selbsterklärte „Missionar des Frauenfußball“ in der Runde. Früher fand er den Sport mit Frauen doof, hat sich dann aber von seiner Schwester und Fußball-Radioreporterin Sabine bekehren lassen. Die sitzt gleich neben ihm. Gemeinsam wiederholen sie gebetsmühlenartig: „Man muss dem Frauenfußball Zeit lassen sich zu entwickeln.“ So lange und oft bis Schumacher genervt eingreift: „Nun sagen Sie das doch nicht immer so onkelhaft.“ Applaus vom Publikum.

Doch wo der Böse schon den Guten ermahnt und bevor es zu harmonisch im Studio wird, greift Plasberg lieber zu einem Einspielfilm. Was halten Männer eigentlich wirklich vom Frauenfußball, will der Film zeigen. Befragt werden ehrliche Männer vor dem Baumarkt – wo denn auch sonst.Schnell fallen die gewünschten Antworten: „Die können ja noch nicht mal den Ball stoppen.“

Am bieder-amüsiertesten scheint davon noch Plasberg selbst. Der ist sich auch nicht zu schade, den letzten Witz herauszukramen über den Frauenfußball, bei dem man „keine Zeitlupe braucht“. Selbst bei seinen Talkgästen erntet er da nur mehr ein müdes Lächeln.

Die einigen sich derweil darauf, Männer und Frauen generell nicht vergleichen zu wollen, fußballerisch. Dann macht das Spiel allen gleich mehr Spaß. Uli Stein, ehemaliger Nationaltorwart, ist inzwischen sogar so weit, mal Frauen trainieren zu wollen. Er ist es auch, der das wenig harte aber durchaus faire Schlusswort spricht: „Fußball ist Fußball“. Wie schön. JUDITH PAPE