Amputation nach Flucht

2006 wurden Flüchtlingen aus Afrika nach ihrer Ankunft auf den Kanaren Gliedmaßen abgenommen

MADRID dpa ■ Afrikanische Flüchtlinge verlieren bei ihrer Überfahrt nach Europa häufig einen Arm oder ein Bein. Bei der Ankunft auf den Kanarischen Inseln mussten im vorigen Jahr rund 30 Migranten Gliedmaßen amputiert werden, berichtet gestern die Madrider Zeitung El Pais.

Auf Grund der Verletzungen, die die Afrikaner auf den oft viele Tage dauernden Bootsfahrten auf dem Atlantik erlitten hätten, sei den Ärzten keine andere Wahl geblieben, als Amputationen vorzunehmen. Wie das Blatt unter Berufung auf die Hilfsorganisation Médicos del Mundo berichtete, wurden einige Flüchtlinge von Menschenschiebern während der Überfahrt an die Bootswand gefesselt, damit sie nicht vor Verzweiflung über Bord springen. Dies habe die Durchblutung von Armen oder Beinen tagelang unterbrochen.

Anderen Immigranten mussten die Füße abgenommen werden, weil sie lange Zeit in einer giftigen Mischung von Salzwasser und Dieselöl gestanden hatten, die sich auf dem Boden der Boote angesammelt hatte. 2006 gelangten insgesamt etwa 22.000 Flüchtlinge von der Westküste Afrikas auf die Kanaren. Wie viele auf der gefährlichen Route über den Atlantik ums Leben kommen, ist nicht bekannt.

Gestern wurden 18 Bootsflüchtlinge aus Afrika in Südfrankreich beigesetzt. Bei der Zeremonie in Toulon wurden die unbekannten Toten in schlichten Särgen bestattet. Die französische Marine hatte ihre Leichen vor einer Woche vor der Küste von Malta aus dem Mittelmeer geborgen. Vor der Beisetzung wurden DNA-Proben von ihnen genommen, um sie möglicherweise später identifizieren zu können.