Ein Dorf wehrt sich gegen NPD-Zentrum

Mehr als 2.000 Menschen, darunter fast alle 1.200 Anwohner, demonstrierten im Hunsrück gegen die NPD

FRANKFURT taz ■ Mit 500 Teilnehmern hatten die Organisatoren der Demonstration gerechnet. Gekommen sind mehr als 2.000, um gegen das neue „Schulungszentrum“ der NPD (taz vom 3. 3. 07) in Gonzerath im Hunsrück zu protestieren. In dem Ort selbst leben 1.200 Menschen. Noch vor der Kundgebung waren die Gonzerather spontan gegen die NPD durch ihren Ort gezogen: vorneweg die Vereine und die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, dann die Jugendlichen der Gemeinde und hinterher fast alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Sprüche wie „NPD hau ab“ standen auf den Transparenten. An vielen Häusern hingen Spruchbänder gegen die Nazis.

Die wenigen NPD-Aktivisten um den Landesvorsitzenden Peter Marx und Geschäftsführer Sascha Wagner, einen früheren Skinheadführer, hatten sich – von der Polizei abgeschirmt – in die von ihnen angemietete alte Schule zurückgezogen. Die geplante Einweihungsfeier ihres „Schulungszentrums Schinderhannes“ fiel angesichts der vielen Gegendemonstranten aus.

Die zahlreich aufmarschierte Polizei nahm den Nazis ihr gesamtes Filmmaterial ab: Niemand von den Demonstranten solle später von den Nazis gezielt belästigt oder gar angegriffen werden. Von den Fenstern der alten Schule aus hatten die Rechten zuvor die Demonstranten gefilmt und Fotos geschossen.

Damit die Gonzerather auch künftig in ihrem Kampf gegen die NPD nicht alleine bleiben, haben die demokratischen Parteien im Landkreis einen „runden Tisch“ eingerichtet, berichtet Jutta Blatzheim-Roegler, Vorsitzende der Grünen im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Ein Bürgerbündnis „für Menschlichkeit und Zivilcourage“ habe sich etabliert. Auch überlege man, wie die Kommune wieder in den Besitz der Schule gelangen könnte.

Eine schwere Niederlage mussten Neonazis auch in Halbe bei Berlin einstecken. Das Oberverwaltungsgericht hatte ihnen diesmal eine Demonstration direkt am Soldatenfriedhof von Halbe mit seinen 24.000 Gräbern gefallener deutscher Wehrmachtsangehöriger untersagt. Noch nicht einmal in Sichtweite durften sie an dem Friedhof vorbeimarschieren. Statt der erwarteten 500 Rechtsextremisten kamen 150, von denen 5 von der Polizei festgenommen wurden.KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT