Bauers Opfer

ZOFF Überraschende Wende im Kampf des Bauer-Konzerns gegen seine Betriebsrätin Kersten Artus

Die Bauer Media Group hat die fristlose Kündigung der Konzernbetriebsrätin Kersten Artus zurückgezogen. Das Unternehmen hat angekündigt, ein entsprechendes arbeitsrechtliches Verfahren nicht weiter voranzutreiben. Seit Oktober vergangenen Jahres versucht der Verlag die Arbeitnehmervertreterin aus der zum Bauer-Geflecht gehörenden Yvonne Bauer Redaktions KG los zu werden. Die Begründung: Artus verweigere beharrlich die Arbeit und melde sich für die Ehrenämter bei der Gewerkschaft Ver.di nicht richtig ab. Artus bestreitet die Vorwürfe.

Für die Entlassung einer Betriebsrätin gibt es hohe Hürden: Die Kollegen aus dem Arbeitnehmergremium müssen dem zustimmen – wenn sie das nicht tun, kann ein Arbeitsgericht die Kündigung genehmigen. Bauers Begehren landete bei einem Richter, dieser schlug ein Mediationsverfahren vor. Nach drei solcher Sitzungen beendete der Verlag das Verfahren – ohne schriftliches Ergebnis.

Der Kündigungsversuch ist der Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen dem Bauer-Verlag und seiner Betriebsrätin. Auch wegen der Freistellung für Artus’ Abgeordnetenmandat gab es schon Auseinandersetzungen. Sie sitzt für die Linkspartei in der Hamburgischen Bürgerschaft und ist deren Vizepräsidentin. Der Streit über das richtige An- und Abmelden gärt schon länger. Der Verlag kürzte Artus deswegen schon mal das Gehalt. Ende Oktober 2010 riefen Bürgerschaftsmitglieder von CDU, SPD, Grünen und Linkspartei Bauer dazu auf, die Kündigung zurückzunehmen.

Wie sich Artus korrekt abzumelden hat, bleibt allerdings weiter umstritten. Die Vorwürfe blieben bestehen, die Rechtsposition gewahrt, schreibt der Verlag in einer Stellungnahme. Das Verfahren habe aber dazu beigetragen, „eine Regelung zur weiteren Zusammenarbeit zu finden“. Artus nennt die Rücknahme der Kündigung „sehr befreiend“ und hofft auf eine Klärung der offenen Fragen. DANIEL KUMMETZ