Vom Bioladen ins KaDeWe

Früher dümpelte Naturkosmetik von Dr. Hauschka zwischen Ökospülmitteln und Kräutertees. Inzwischen gibt es sie sogar in Edelkaufhäusern. Über eine vierzigjährige Erfolgsgeschichte

VON JUTTA BLUME

Wahrscheinlich hat Rudolf Hauschka vor vierzig Jahren nicht einmal im Traum daran gedacht, dass die Kosmetika aus seinem Kräutergarten in einem Berliner Edelkaufhaus verkauft werden. Tatsächlich ist der Hersteller von Naturkosmetik seit dem vergangenen Jahr mit einem eigenen Stand im KaDeWe vertreten.

Der Verkaufsort sagt viel über das veränderte Image der Firma. Natürlich finden sich Dr.-Hauschka-Produkte noch immer in Bioläden, sie fristen aber kein Nischendasein mehr. Selbst Hollywood-Stars haben – ohne dafür bezahlt zu werden, wie Pressesprecherin Ilka Bihler betont – die Marke für sich entdeckt. So ließ sich Julia Roberts für „Erin Brokovich“ mit Dr. Hauschka schminken. Auch Madonna und Jennifer Aniston sollen sich unter den Kundinnen befinden.

Dies mag dazu beigetragen haben, dass das Unternehmen seinen Umsatz in den vergangenen Jahren verdoppeln konnte und Abnehmer in 40 Ländern hat. „Allerdings sind unserem Wachstum natürliche Grenzen gesetzt, weil es die natürlichen Rohstoffe für unsere Präparate nicht in unbegrenzter Zahl gibt“, sagt Bihler.

Die Zutaten für Cremes, Make-Up und Badeöle stammen heute wie in den Anfängen aus dem firmeneigenen Heilpflanzengarten in der Schwäbischen Alb. Es werden inzwischen aber auch Sheabutter aus Burkina Faso und Rosenöl aus Bulgarien importiert. Ökologischer Anbau ist dabei Standard, im firmeneigenen Garten sind zusätzlich biologisch-dynamische Methoden wichtig. Schon in den 1950er-Jahren erwarb Rudolf Hauschka für seine Firma WALA eine sumpfige Wiese im Ort Eckwäldchen. Dort baut das Unternehmen über 150 verschiedene Kräuter und Heilpflanzen an und verarbeitet sie zu Ölauszügen und Essenzen. Anfangs stellte die Firma WALA Ausgangsstoffe für Arzneimittel her; die Kosmetiklinie kam erst später dazu. Der Name WALA steht für Wasser, Asche, Licht und Asche.

Die ersten Rezepturen für Kosmetika entwickelte Elisabeth Sigmund. Die in Schweden lebende Kosmetologin bestellte bei der schwäbischen Firma Essenzen, die sie für Präparate in ihrem eigenen Kosmetikstudio benutzte. 1962 bat Rudolf Hauschka sie in einem Brief um ihre Ideen für eine Kosmetiklinie. Aus dieser Zusammenarbeit entstand 1967 die Dr.-Hauschka-Kosmetik, die zunächst eine Rosencreme, eine Gesichtswaschcreme und ein Gesichtstonikum anbot. Im Jubiläumsjahr hat Dr. Hauschka seine drei Klassiker in ihrer Originalverpackung wieder aufgelegt.

Der Prozess der Herstellung hat sich aber gewandelt: Anfangs mussten die Mitarbeiter alle Zutaten per Hand mischen, wobei eine Person die Schüssel hielt und eine zweite den Inhalt kräftig umrührte. Sogar die Tuben befüllten die Mitarbeiter manuell. Diese Aufgaben haben längst Maschinen übernommen. Dennoch bleibt die Produktion einiger Präparate bis heute zeitaufwändig und erfordert eine langfristige Planung. Eine Rosenblütenernte kann beispielsweise immer erst im Folgejahr verarbeitet werden. Nach der Ernte wird ein Auszug gewonnen, der ein Jahr lang lagern muss. Für eine Rosencreme zum Beispiel werden dann verschiedene Wachse und Öle erhitzt und mit dem Auszug von Rosen und Hagebutten zu einer Creme verrührt.

Auch in Führungsfragen folgt das Unternehmen eigenen Prinzipien. Für die Firma ist seit 1986 die WALA-Stiftung verantwortlich. Die Dr.-Hauschka-Stiftung dagegen fördert Forschungen im Sinne Rudolf Steiners. Der Betrieb wurde mehrmals für Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie für seine Familienfreundlichkeit ausgezeichnet. Die Mitarbeiter bekommen abhängig vom Einkommen einen Zuschuss zu den Kita-Gebühren. Ferner können sie sich ihre Arbeitszeit individuell einteilen.