Nie mehr schönschreiben?

SCHULPOLITIK Erste Maßnahmen zur Einführung einer neuen Grundschrift

BERLIN/STUTTGART taz | Die neue grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg wird auf ihrem wichtigsten Politikfeld überrumpelt – bei der Bildung. Nach Informationen der taz setzt die Verwaltung zügig das Lieblingsprojekt der scheidenden Kultusministerin Marion Schick (CDU) um: das Eliminieren der Schreibschrift im Schulunterricht. Stattdessen soll die neue „Grundschrift“ eingeführt werden, eine Druckschrift. Bereits kommende Woche treffen sich Schulräte und interessierte Schulen, die die Grundschrift testen wollen. In der Woche darauf treffen sich Fortbildende zu einer Arbeitstagung. Wenn es nach dem Willen des einflussreichen Grundschulverbands geht, soll es die Schreib- oder Schönschrift in ganz Deutschland nicht mehr geben. „Wer in Zukunft Schönschrift lernen will, kann das im Kunstunterricht tun“, sagt Hans Brügelmann, ein Funktionär des Grundschulverbands, der die Grundschrift entwickelt hat. Der Schreibdidaktiker Jürgen Hasert sieht darin „eine echte Katastrophe“. Schreiben sei eine Kulturtechnik, die der Hilfe des Lehrers bedürfe, sagt Hasert, der eine Grundschule in Winnenden leitet. „Sonst gewöhnen sich die Schüler motorische Fehler an, die ihnen wehtun und die man nie mehr wegbekommt.“ CIF

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