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: Herr Ulmen

„Dr. Psycho“, 21.20 Uhr, Pro7

Selbstverständlich lieben wir Christian Ulmen. Man muss ihn ja auch einfach lieb haben. Wie er immer schaut. So herrlich unbeholfen und dabei doch subversiv. Das ist einer, der traut sich was. Als unkonventioneller MTV-Moderator damals zum Beispiel. Oder als Heimsuchung in der innovativen Doku-Comedy „Mein neuer Freund“ (Pro7). Zugegeben: Als „Herr Lehmann“ im gleichnamigen Spielfilm hat er unsere Liebe etwas auf die Probe gestellt. Denn Ulmen ist zwar ein begnadeter Entertainer, aber, wie er eindrucksvoll bewiesen hat, kein Schauspieler, kein guter, kein schlechter – schlicht gar keiner. Doch auch diese Tatsache kann ihn offenbar nicht schrecken.

Wohl deshalb versucht er sich ab heute Abend erneut als Mime. In der Rolle des Polizeipsychologen Max Munzl fällt er seinem Umfeld schwer auf die Nerven: der dysfunktionalen Ermittlungsgruppe gegen organisierte Kriminalität, der er gegen ihren Willen zugeteilt wurde. Seiner Nochehefrau, die sich eigentlich längst schon scheiden lassen wollte. Und, tja, auch dem Zuschauer. Denn Ulmen mag zwar ein liebenswerter Trottel sein, einen liebenswerten Trottel spielen kann er jedoch nicht. Er übertreibt seine Gesten, verstolpert seine Einsätze, ist nie Munzl, immer Ulmen, der versucht, Munzl zu spielen, was umso deutlicher wird, wenn er Szenen mit anderen Schauspielern hat, die ihren Beruf gelernt haben – was praktisch ständig der Fall ist.

So könnte man von der Krimi-Comedy „Dr. Psycho“ auch nur abraten, wenn ab der zweiten Folge nicht Erstaunliches geschehen würde: Ulmen wird besser. Er findet in seine Rolle. Wir können ihm dabei zusehen, wie er in kleinen Schritten zum Schauspieler wird. Und wir schauen das sogar mit einem gewissen Vergnügen an. Weil wir ihn so lieb haben. KUZ