Der Teufelskreis von Fukushima

JAPAN Einen Monat nach Erdbeben und Tsunami haben die Nothelfer die Katastrophe immer noch nicht im Griff. Jetzt sollen Stahlwände den Wasserfluss ins Meer stoppen

BERLIN/TOKIO taz | Vier Wochen Hilflosigkeit: Noch immer kämpfen Arbeiter um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima gegen das nukleare Desaster. Um eine Verseuchung des Pazifiks zu verhindern, sollen jetzt Stahlwände um die Meerwasser-Ansauganlage gebaut werden. Zusätzlich plant der Betreiber Tepco eine 120 Meter lange Schlammbarriere. Auch gestern pumpten Arbeiter radioaktiv belastetes Wasser ins Meer. Damit soll in den Tanks Platz für besonders stark verseuchte Brühe geschaffen werden.

Die Maßnahmen machen deutlich, dass weiterhin von regulären Notmaßnahmen keine Rede sein kann. „Von Anfang an sprengt die Wirklichkeit in Fukushima jedes Szenario“, sagte Mycle Schneider, Atomexperte und Träger des alternativen Nobelpreises, zur taz.

Die Arbeiten sind von einem Teufelskreis bestimmt: Um die Brennstäbe zu kühlen, wird Wasser in die Sicherheitsbehälter und Reaktoren gespritzt. Das Wasser lässt den Druck steigen, radioaktiver Dampf muss in die Umwelt abgegeben werden, der Wasserspiegel sinkt. Deshalb füllen Arbeiter erneut Wasser nach – und so fort.

Trotz der Katastrophe protestierten gestern nur 200 Menschen in Tokio gegen die Atomenergie. Teilnehmer werteten diese Zahl dennoch als einen Erfolg: „Die Stimme der Atomkraftgegner in Japan wird jetzt lauter“, sagte der Aktivist Shiseki Okuno dem taz-Reporter.

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