Grundeinkommen bald häufiger?

NACHGEHAKT Die Sammelaktion für ein bedingungsloses Grundeinkommen als Geschenk verläuft erfolgreich. Eine öffentliche Party verlost die drei Gewinner der Jahreseinkommen

Michael Bohmeyer sammelt Geld, um es zu verschenken. Fortschritt-LeserInnen wissen es aus einem Artikel vom 19. Juli („Grundeinkommen per Losverfahren“). Dem 29-jährigen IT-Spezialisten aus Berlin-Kreuzberg geht es darum, die Idee des Grundeinkommens erfahrbar zu machen. Per Crowdfunding will er einer zufällig ausgewählten Person ermöglichen, ein Jahr lang unabhängig von Lohnarbeit zu leben – und auszuprobieren was sie mit ihrer freien Zeit tun würde.

Nachdem die taz über mein-grundeinkommen.de berichtete, bekam Bohmeyers Projekt mit einem Schlag enorme Aufmerksamkeit. Bei der US-Ausgabe des Magazins Vice brachte es Bohmeyers Interview zum am meistgelesensten Artikel. Eine Vielzahl von Menschen bot Unterstützung an. 10 Personen helfen ihm derzeit unentgeltlich bei der technischen Umsetzung des Projekts. Nach nur 22 Tagen kamen die ursprünglich angestrebten 12.000 Euro zusammen, nach weiteren 26 Tagen – vergangenen Dienstag – war bereits das zweite Grundeinkommen finanziert. Bis zum 18. September bleibt noch Zeit, für ein drittes zu sammeln, dann werden die Grundeinkommen auf einer öffentlichen Party mit Livestream verlost. Bereits 23.000 Menschen haben sich für die Verlosung eingetragen.

Bohmeyer scheint einen Nerv getroffen zu haben. „Es gibt nicht genug bezahlte Arbeit für alle, und die, die arbeiten, fühlen sich überlastet“, erklärt er sich den Erfolg des Projekts. 21.000 Menschen haben auf seiner Website geschrieben, was sie mit einem Grundeinkommen tun würden. Die häufigste Antwort: mit weniger Stress weiterarbeiten. An zweiter Stelle kam der Wunsch, sich das Studium zu finanzieren, und an dritter Stelle, sich (mehr) ehrenamtlich zu engagieren.

Vor allem darum geht es Bohmeyer: Menschen zum Nachdenken zu bringen, die Idee bekannter zu machen und vermehrt Menschen anzuregen, die politische Forderung danach zu stellen.

Bis das bedingungslose Grundeinkommen auch auf parteipolitischer Ebene an Gewicht gewinnt, hat Bohnmeyer eine andere Idee: Kund*innen sollen bei Onlineeinkäufen die Option bekommen, mit einem Klick mein-grundeinkommen.de zu unterstützen, wobei 5 Prozent Provision ins nächste zu verlosende Grundeinkommen fließen. Ohne zusätzliche Kosten für die Kund*innen. So hofft Bohmeyer bald regelmäßig Grundeinkommen verlosen zu können.

LOU ZUCKER