Ornament wieder en vogue

Lange wurde „Kunst am Bau“ als Dekoration belächelt. Jetzt zeigt die Architektenkammer NRW in Düsseldorf die wichtigsten Modelle des Künstlers Horst Gläsker. Sie sind schön – und dekorativ

VON KATJA BEHRENS

Warum sollten auch Wände kahl, Foyers leer und Durchgänge still bleiben? Menschen haben immer schon viel Kreativität verbraucht, um ihr Lebensumfeld zu dekorieren, zu verschönern, gemütlicher zu machen. Je opulenter und sinnenfroher, desto besser. Das galt lange Zeit. Auch für die so genannte Kunst am Bau. Erst im 20. Jahrhundert, als Bauhaus und Internationaler Stil, Minimal Art und neue Geometrie populär und allgegenwärtig waren, wurde das Verdikt „less is more“ zum Gesetz und die Kritik „Ornament ist Verbrechen“ (1908) von Adolf Loos nahmen sich viele Gestalter am Bau und Künstler zu Herzen.

Als dann auch noch die Bau-, Wohn- und Lebens-Kultur Japans populär wurde, konnte die puristische Lebensweise philosophisch unterfüttert werden. Nun war antiseptische Kühle in der Inneneinrichtung Zeichen emotionaler Souveränität. Die spartanisch weiße Einrichtung war Zeugnis luxuriöser Bescheidenheit – und die Leere ein Feld für meditative Übungen. Man könnte dieses Wohnideal auch in den Räumen der NRW-Architektenkammer im Düsseldorfer Hafen weiter beleuchten, stünden da nicht zurzeit viele kleine und große Modelle mit Mobiles im hohen Kuppelrund, kunstvoll verlegte Mosaike und bunt geschmückte Wände und Simse. Das Ornament ist also zurück?

Der in Düsseldorf lebende Maler, Bildhauer und Performer Horst Gläsker – geboren 1949 in Herford – wird dort gezeigt. Unter dem Titel „Kunst Raum Dialog“ hat er seine wichtigsten Werke aus dem Bereich „Kunst am Bau“ als Modelle in der Ausstellung zusammengefasst. Gläsker hat bereits früh wenn er einen Auftrag zu einem „Kunst am oder im Bau“ Projekt bekam, immer erst architektonische Einbauten fürs selbst Gebäude gebaut und diese dann mit seinen Arbeiten bestückt. Auf Säulen und Brunnenrändern tummelt sich dann das mythologische Personal eines phantasievoll und schöpferisch zugreifenden Künstlers. Die Gestalten der Bilder erinnern an die dämonischen Wasserspeier einer gotischen Kathedrale, die fröhlichen Muster auf den Bauteilen an Op Art-Phantasien.

Inzwischen hat er längst, wie das spektakuläre Brunnenmosaik in der Landeszentralbank in Frankfurt oder die Säulen im CentrO in Oberhausen beweisen, den architektonischen Großraum erobert. So platziert Gläsker seine bunten Figuren mit erigiertem Glied, die floralen Ornamente und wilden Gestalten, die antike und eigene Mythologie vermischen an mehr oder weniger öffentlichen Orten in der ganzen Republik. „Was immer ich mache, es geht mir um den Belebungsakt“, so der Künstler.

Von dieser ungebrochenen Freude, das Leben in der Stadt – auf Teufel komm raus – zu verschönern, künden die Modelle, Skizzen und Fotografien, die im Haus der Architekten in der Landeshauptstadt ausgestellt sind.

Nicht alle Projekte ließen sich immer zur Gänze ausführen. Vielleicht reicht das Geld nicht. Oder es reichte einfach.

Bis 16. MärzInfos: 0211-49670