Russisches Säbelrasseln ärgert Japan

KURILEN Militärmanöver auf umstrittener Pazifikinselgruppe provoziert scharfen japanischen Protest. Zuvor hatte Moskau ein Diplomatentreffen abgesagt. Ist das ein pazifischer Ausläufer der Ukrainekrise?

TOKIO/MOSKAU rtr/afp/taz | Japan hat russische Manöver auf den von beiden Ländern beanspruchten Kurilen-Inseln scharf kritisiert. Derartige Militärübungen seien vollkommen inakzeptabel, sagte Ministerpräsident Shinzo Abe am Mittwoch. Japan werde über das Außenministerium Protest bei der Regierung in Moskau einlegen.

Am Dienstag hatte Russland eine Militärübung auf der Inselgruppe im Pazifik begonnen, an der nach Angaben eines Armeesprechers mehr als 1.000 Soldaten, fünf Kampfhubschrauber und rund 100 Militärfahrzeuge beteiligt sind. Die Manöver finden auf den Inseln Etorofu und Kunashiri statt. Unter anderem wird Küstenverteidigung, die Landung von Truppen aus Hubschraubern und der Einsatz von Drohnen geübt.

Damit könnte der jahrzehntelange Gebietsstreit wieder angefacht werden. Der Streit um die Kurilen schwelt seit dem Zweiten Weltkrieg. Damals besetzten sowjetische Truppen die vier Inseln im Süden des Archipels. Japan, das die Inselgruppe „Nördliche Territorien“ nennt, fordert von der Regierung in Moskau seitdem vergeblich ihre Rückgabe. Russland und Japan haben wegen dieses Streits nach 1945 nie einen gemeinsamen Friedensvertrag unterschrieben.

Erst vor wenigen Tagen hatte Russland ein für August anberaumtes Treffen zwischen den Vizeaußenministern beider Länder über den Kurilenkonflikt abgesagt. Damit protestiert Moskau gegen Japans Beteiligung an westlichen Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine.

Wie andere westliche Staaten hat die zweitgrößte Volkswirtschaft Asiens auch Sanktionen über Russland verhängt – zunächst im April Einreiseverbote für 23 russische Staatsbürger und nach dem Abschuss des Passagierflugs über der Ostukraine auch Konteneinfrierungen und Investitionsstopps, die vergangene Woche in Kraft traten.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hatte nach seinem Amtsantritt Ende 2012 zunächst eine Annäherung an Russland betrieben und sich in anderthalb Jahren fünfmal mit Russlands Präsident Wladimir Putin getroffen, nicht aber mit den Präsidenten Chinas und Südkoreas. Russland will seine Öl- und Gaslieferungen nach Asien in den kommenden 20 Jahren mindestens verdoppeln, und Japan ist auf umfassende Energieimporte angewiesen, um den durch die Atomkatastrophe von Fukushima und die Abschaltung von Reaktoren verursachten Wegfall von Nuklearenergie zu kompensieren.