G7 verkaufen Yen in großem Stil

WÄHRUNG Zum ersten Mal seit zehn Jahren intervenieren die großen Industrienationen gemeinsam

TOKIO/FRANKFURT rtr | Die Krise in Japan hat die großen Industriestaaten erstmals seit zehn Jahren zu einem gemeinsamen Eingreifen in den Devisenmarkt getrieben. Die G-7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA und Kanada griffen ihrem Partner Japan in der Nacht zum Freitag unter die Arme und beschlossen den Verkauf der japanischen Währung in globalem Stil. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wertete die konzertierte Aktion als „Signal der Solidarität“ mit den krisengeplagten Japanern.

Die Regierung in Tokio begann unmittelbar nach einer Telefonkonferenz der G-7-Finanzminister und Notenbankchefs am frühen Morgen damit, ihre zuletzt auf ein Rekordniveau gekletterte Währung zu schwächen, weitere Zentralbanken zogen im Laufe des Tages nach. Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Kanada bestätigten die entsprechende Markteingriffe ihrer Zentralbanken. In der Folge fiel der Yen gegenüber dem Dollar, an der Börse in Tokio zogen die Aktienkurse sofort an.

Der jüngste Anstieg des Yens wurde dadurch ausgelöst, dass japanische Investoren nach dem Erdbeben weltweit Anlagegeld nach Hause zurückholten, um den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete sowie die Bewältigung der Atomkatastrophe zu finanzieren. Zudem wurden hoch spekulative, mit Yen finanzierte Währungsgeschäfte aufgelöst. Die Folge war eine starke Nachfrage nach der Landeswährung Yen. Die dadurch verursachte Verteuerung schwächt wiederum die internationale Wettbewerbsfähigkeit der drittgrößten Volkswirtschaft.

Der Dollar machte nach Bekanntwerden der Interventionen sofort Boden gut. Am Vortag war er auf ein Rekordtief von nur noch 77,16 Yen gerutscht. Auch der Euro erholte sich, nachdem er am Donnerstag auf ein Zweimonatstief gefallen war. Auch gegenüber dem Dollar legte die Gemeinschaftswährung zu. Neben der Tokioter Börse schlossen auch die anderen asiatischen Handelsplätze im Plus.

Der Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung (Unctad), Heiner Flassbeck, begrüßte die G-7-Intervention. „Das ist angemessen in der aktuellen Situation“, sagte er im Gespräch mit Reuters.

Die letzte gemeinsame Devisenmarktintervention fand im Herbst des Jahres 2000 statt, als die Europäische Zentralbank (EZB), die Fed und die Bank von Japan gemeinsam Euros kauften, um die gerade erst im Jahr zuvor aus der Taufe gehobene Gemeinschaftswährung zu stützen.