Stoiber trifft seinen Nachfolger

MÜNCHEN taz ■ Heute übernimmt Edmund Stoiber eine Rolle, die ihm bislang selten zugedacht war: Er soll moderieren. Zwischen Horst Seehofer und Erwin Huber, den beiden Kandidaten für den Vorsitz der CSU. Der Nochvorsitzende der CSU und Nochministerpräsident von Bayern hat die Parteispitze daher zu einem gemütlichen Krisenlösungsgespräch in seine Staatskanzlei am Franz-Josef-Strauß-Ring eingeladen. Mit der Lässigkeit eines Elder Statesman wird Stoiber bei Kaffee und Butterbrezn versuchen, wie er gesagt hat, aus dem Tandem Huber/Beckstein ein „sehr, sehr gutes Trio“ mit Huber/Beckstein/Seehofer zu machen.

Leicht dürfte Stoiber das nicht fallen: Sowohl Huber als auch Seehofer haben nämlich auf stur geschaltet. Erst gestern warnte Seehofer vor einem „Bedeutungsverlust der CSU“, sollte Huber Parteichef werden. Jener hingegen zeigt sich siegesgewiss: „Ich habe meine Bewerbung um den Parteivorsitz formuliert, weil ich glaube, dass das Tandem Beckstein/Huber die bessere Lösung für Land und Partei ist“, sagte er der Augsburger Allgemeinen.

Der CSU droht nun ein monatelanger Wahlkampf, an dessen Ende eine Kampfkandidatur auf dem Parteitag am 26. September stehen könnte – wenn es Stoiber nicht gelingt, einem der beiden Kandidaten heute die Flausen auszutreiben. Vielleicht helfen Stoiber ja jene CSUler, die ihn zuletzt gestützt und dann ungewollt gestürzt haben: CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann, Landtagspräsident Alois Glück und der Leiter der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer werden mit am Tisch sitzen. Auch Innenminister Günther Beckstein kommt, obwohl er die Zusammenkunft für reichlich überflüssig halten dürfte. Er hatte in Kreuth mit Huber die Nachfolge Stoibers im Stillen schon längst ausgekungelt – Seehofer weilte zu der Zeit ahnungslos in Berlin.

Am Mittwochabend war der bei der Basis beliebte Bundeslandwirtschaftsminister und CSU-Vizevorsitzende in die Offensive gegangen. Das „ewige Durchstechen“ und Lancieren von Meinungen in den Medien störe ihn gewaltig, sagte er im ZDF. Die Art und Weise, wie einige CSUler in den vergangenen Wochen miteinander kommuniziert hätten, sei schädlich für die Partei: „Wenn das der neue Umgangsstil der CSU ist, haben wir keine Zukunft“, prophezeite Seehofer.

Einer, dem dieser Umgangsstil nicht fremd ist und dem noch dazu von vielen keine rosige Zukunft gewünscht wird, ist CSU-Generalsekretär Markus Söder. Auch über sein Schicksal wird heute geredet: Folgt er Erwin Huber als Wirtschaftsminister nach, der, wenn er CSU-Vorsitzender wird, das wichtigere Finanzministerium von Kurt Faltlhauser übernehmen könnte? Oder bleibt alles beim Alten und Söder Einpeitscher der Partei? In CSU-Kreisen kursiert derzeit noch ein zusätzliches Modell: Söder soll Beckstein beerben, nicht als Innenminister (das könnte Fraktionschef Herrmann werden), sondern als Chef des CSU-Bezirks Nürnberg-Fürth-Schwabach. Das würde Söders Ambitionen aber wohl kaum befriedigen.

Ungeachtet dessen wird sein Generalsekretariat schon gehandelt: Es könnte an den jungen Bundestagsabgeordneten Georg Fahrenschon gehen. Oder aber an seinen Kollegen Alexander Dobrindt. Der sagte der taz: „Das überlege ich mir, wenn mich der neue Parteichef fragt.“ DOMINIK SCHOTTNER