Das Portrait
: Für die Rechte der Behinderten

■ Andreas Kammerbauer

Andreas Kammerbauer, Contergan-Geschädigter

Foto: Privat

Andreas Kammerbauer (36) ist ein freundlicher Mensch mit einem gewinnenden Lächeln. Und einem guten Tropfen ist er nicht abgeneigt. Schließlich stammt der verheiratete Familienvater (zwei Kinder) aus dem weinseligen Hochheim am Main. Seit den Zeiten von Queen Victoria beziehen die Royals ihren Wein aus Hochheim (Hoc): „Good Hoc keeps off the Doc“ (Victoria).

Jahrelang wurde der Diplom-Politologe, der in Frankfurt Politikwissenschaften, Geschichte und Öffentliches Recht studierte, ärztlich behandelt. Und er mußte lernen, in einer Welt zu leben, die nicht gerade für ihn gemacht war. Kammerbauer wurde als Contergan- Kind geboren. „Stark verkürzte Arme, unterschiedlich lange Beine und dadurch bedingt eine Hüftverschiebung.“ So beschreibt er selbst sein Äußeres. Und er ist von Geburt an fast taub. Zwei starke Hörgeräte sorgen heute dafür, daß der Bündnisgrüne der ersten Stunde im Main-Taunus-Kreis, der seit 1985 dem Kreistag angehört, ohne Probleme kommunizieren kann. Am vergangenen Freitag hat er seine Urkunde als hessischer Landtagsabgeordneter in Empfang genommen, nachdem er für die neue Bürgermeisterin von Gießen, Karin Hagemann, nachrückte. Vorbei damit auch die schwierige Zeit, in der er als grüner Kreisgeschäftsführer auf einer Zweidrittelstelle nicht gerade mit üppigen Finanzmitteln ausgestattet war. Sein Manadat will Kammerbauer dazu nutzen, sich partei- und ressortübergreifend für eine Politik für Behinderte einzusetzen. Die gleichberechtigte Anerkennung der Gebärdensprache will Kammerbauer dabei ebenso durchsetzen wie die Fortentwicklung der Integration von Behinderten in die Regelschulen. Dabei verkennt er nicht, daß bei bestimmten Behinderungen, wie etwa der Taubheit, auch Sonderschulen hilfreich sein können. Schließlich hat er selbst 1982 die allgemeine Hochschulreife auf der Staatlichen Schule für Gehörlose in Stegen bei Freiburg erworben. Diese Schulen brauchten aber ein neues Profil. Weil Kammerbauer der freundliche Mensch mit dem gewinnenden Lächeln bleiben will, wird er sich nicht in die Grabenkämpfe in der Landtagsfraktion zwischen den sogenannten Modernisierern und den sogenannten Traditionalisten einmischen. Er sei nur ein „Grüner aus Passion und engagierter Behindertenpolitiker“. Klaus-Peter Klingelschmitt