Rausschmeißer von Vargas Llosa

Es gibt ja das Vorurteil, dass die heutige Verlagsszene stromlinienförmig und rein geschäftsorientiert verfasst sei. Alexander Fest, Chef des Rowohlt-Verlages, hat sich nun aber offenbar vorgenommen, es ganz allein zu widerlegen. Gerade hat er das fast fertig übersetzte Buch eines Literaturnobelpreisträgers aus dem Programm geworfen. Die Zusammenarbeit mit Mario Vargas Llosa gedieh halt nicht nach seinen Vorstellungen.

Der Nobelpreisträger des Jahres 2010 hatte auf Deutsch immer bei Suhrkamp veröffentlicht. Dann war bekannt geworden, dass er mit seinem neuen Roman „Der Traum des Kelten“ zu Rowohlt wechseln würde. Dann entschuldigte sich Vargas Llosa aber bei Suhrkamp dafür und bezeichnete diesen Wechsel als „vorübergehende Epsiode“. Dann fragte Fest nach, was das bedeute, und erhielt offenbar keine befriedigende Antwort. Und nun erscheint Vargas Llosa eben nicht bei Rowohlt. „Freudloser hätte Rowohlt nie eine Zusammenarbeit begonnen“, sagt Fest dazu.

Verlegen ist in der Tat für den 51-Jährigen ein Lebensprojekt, das über Geschäftsbeziehungen hinausgehen sollte. Seinem Ideal dürfte die langfristige Zusammenarbeit mit Autoren wie Max Goldt oder Georg Klein nahekommen. Fest hatte sie bereits in seinem Alexander-Fest-Verlag, mit dem er seiner Verlegerkarriere den entscheidenden Schub gab, veröffentlicht. Als er 2002 in die Rowohlt-Chefetage wechselte, nahm er sie mit. Emotionale Bindungen im Verleger-Autoren-Verhältnis möchte sich der als Sohn des FAZ-Herausgebers Joachim Fest bürgerlich aufgewachsene Rowohlt-Chef auch im Großverlag bewahren.

In dieses Bild passt auch, dass Rowohlt im Frühjahr nicht nur den letzten Roman des 2010 verstorbenen Autors Thomas Harlan posthum veröffentlicht, sondern dessen ganzes sperriges Werk gleich noch einmal geschlossen mit. Viel Geld wird damit nicht zu verdienen sein. Aber Fest kannte Harlan lange und hat dessen kritischen Umgang mit seinem Vater, dem Nazifilmer Veit Harlan, stets bewundert.

Nicht mit mir, wird sich Alexander Fest in Sachen Mario Vargas Llosa gedacht haben. Mit seinem Sinn für höfliche Umgangsformen hat er es nur etwas anders ausgedrückt. DIRK KNIPPHALS